Unter das Dach eines großen Partners wollten wir, um mehr Kraft, mehr finanziellen Support zu haben, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können; die große Konkurrenz für uns kam immer aus dem Ausland, vor allem den USA und UK, selbst aus Frankreich, wo man budgetär besser ausgestattet ist, wobei französische Dokus weniger für den US-Markt kompatibel ist. In diesem Umfeld waren wir immer die kleinen Deutschen mit schlecht finanzierten ambitionierten Dokus, und das nervt irgendwann. Da reichte es auch nicht, dass wir regelmäßig im Wettbewerb von Sundance laufen, wie dieses Jahr mit „Eternal You“. Sich dem weltweiten Konkurrenzkampf zu stellen, funktioniert auch nur, wenn man mit hohem Risiko produziert. Der Dokumentarbereich funktioniert nicht so, dass man mit fertigen Fiction-Büchern arbeitet, die man dann je nach Budget besetzt. Wir begeben uns auf dokumentarische Reisen mit einer klaren Vision, bei denen man auch immer wieder mal in Sackgassen landen kann. Zugänge und Storytelling entwickeln sich ständig weiter. Also war es wichtig, Planungssicherheit im Rücken zu haben, um das Risiko nach oben zu skalieren. […]
Was uns vorerst nicht gelungen ist, ist die angestrebte Internationalisierung, für den amerikanischen Markt zu produzieren, weil der Dokuboom dort eingebrochen ist: CNN hat zugemacht, Netflix hat seine Strategie radikal verändert, macht kaum noch globale Geschichten, weil der Fokus auf den lokalen Märkten liegt. […]
Wir erleben eine zunehmende Kommerzialisierung des Dokumentarfilm-Markts. Erfolg wird bestellt. Das hat bei uns zu einer Konzentration auf Leuchtturmproduktionen für die verschiedenen Partner geführt, die auch anders ausgestattet sind als übliche Produktionen. Was auf der Strecke bleibt, sind klassische Dokus, wie man sie früher kannte. Die werden auch von den Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr so stark abgefragt, da sie sich auf die Mediatheken konzentrieren. Auch das Fördersystem ist kommerzieller geworden, will lieber den Erfolg und weniger die künstlerische Handschrift. Da hat sich viel getan. Und natürlich mussten wir darauf reagieren. […]
Das Besondere an den Leonine Studios ist, dass Sie den viel apostrophierten Gedanken des „Home of Talents“ wirklich leben. Sie wollen die Talente an sich binden, die Leute, die hinter den Sachen stehen. Die wiederum sind angehalten zu formulieren, was sie von Leonine Studios brauchen, um schneller zu werden, größer, effektiver, produktiver. Am Ende dieser logischen Kette steht dann der wirtschaftliche Erfolg.
Christian Beetz, spot-mediafilm.com, 18.10.2024 (online)