Zitiert: Was Holger Friedrich mit der Berliner Zeitung will

Auch Holger Friedrich erschien mir als ein Mann, der seiner Zeit voraus war. Er erklärte, dass die Zukunft der Berliner Zeitung im „Elektrischen“ lag, wie er das nannte. Er war unbändig enthusiastisch und abenteuerlich naiv. In einem Porträt von Alexander Osang im Spiegel erweckten die Friedrichs den Eindruck, es sei der Gipfel der Avantgarde, eine Zeitung zu machen: „Das ist Punk“, hieß die Überschrift. Was nicht in dem Artikel stand, wurde mir an diesem Abend klar: Friedrich hatte eine romantische Vorstellung vom Journalismus. Er träumte davon, dass Journalisten die Wirklichkeit beschreiben, wie sie ist. Sie sollten nicht Mitspieler, sondern ausschließlich Beobachter sein – unbestechlich und distanziert. Zeitungen im Allgemeinen und die Berliner Zeitung im Besonderen hielt er für Kulturgüter zum Erhalt der Demokratie.

Als Mann, der aus der Software-Industrie kam, glaubte er an das Prinzip, dass die bessere Idee gewinnen möge. Er sprach von flachen Hierarchien. Es müsse alles schnell gehen und es dürfe keine Tabus geben. […]

Holger Friedrich sagte, er wisse, dass die Berliner Zeitung eigentlich nicht zu retten sei und er es genau deshalb versuchen wolle. Seine Mutter lese die Zeitung seit Jahrzehnten und er wolle, dass sie sie weiter lesen könne. […]

Die Zeitung existierte nicht im digitalen Raum. Friedrich schreckte das nicht ab. Er sagte, die Technik sei ein Hilfsmittel, damit sich die Journalisten auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können: unabhängig und unter Berücksichtigung möglichst vieler Perspektiven die Leser zu informieren.

Michael Maier, berliner-zeitung.de, 13.09.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)