Zitiert: Über Lutz Hachmeister

Er war der erste deutsche Medienjournalist im heutigen Sinne und (mindestens) einer der wichtigsten, sowie einer der wichtigsten Medienwissenschaftler und überhaupt Intellektuellen. Im August ist Lutz Hachmeister überraschend mit 64 Jahren gestorben (Altpapier), gestern wurde er auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt.

Bei der Trauerfeier, geplant von Ex-„Medienkorrespondenz“-Chefredakteur Dieter Anschlag und moderiert von Henrik Schmitz, der dann auch zu seiner Gitarre „Where Do you got my lovely“ sang, wegen Hachmeisters Faible für Juan-les-Pins (und der einst, als diese Kolumne bei evangelisch.de erschienen war, auch Altpapiere geschrieben hatte), sprach Sabine Sasse als erste Hauptrednerin. Sie erinnerte, unter anderem, daran, wie Hachmeister in den späten 1980ern beim „Tagesspiegel“ die erste Zeitungs-Medienseite machte („Vorher hieß das maximal Fernsehseite“). Und wie damit das „Neuland“ der Kritik an Rundfunkanstalten und ihrer Programmpolitik betreten wurde.

Torsten Körner, inzwischen vor allem Dokumentarfilme-Macher, erinnerte als zweiter Redner, unter vielem anderem, an den Essay „Der Walkman ist eine akustische Bombe, die Augen zu Kameras macht und Dich zum Regisseur“, der 1984 in einer Münsteraner Studentenzeitschrift erschien und Lutz Hachmeisters fabelhafte Disruptions-Antizipation schon zeigte. Er war „ein Mediaholic, der durch die Medien lebte wie diese durch ihn“, sagte Körner unter anderem, und: „In seinem Kopf gab sich das ganze 20. Jahrhundert die Hand“. Was sich aber auf die klassische Kulturgeschichte bezieht. Was Medien betrifft, war Lutz Hachmeister früher im 21. Jahrhundert als die meisten anderen Deutschen. Zumal dieser Text, also Körners, sollte bitte noch irgendwo veröffentlicht werden.

Lutz Hachmeisters lustvoll-kenntnisreiches Zusammendenken von Medieninhalten und -formen, von Medienkonzernen und Infrastrukturen wird fehlen bzw fehlt bereits.

Christians Bartels, MDR Altpapier, 15.10.2024 (online)

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