Historikerin Gottschalk nutzte die Gelegenheit, ihre Aufgabe im Projekt nochmal zu erklären. Sie habe vor allem die Dialoge der Stories vorher gelesen und auf historische Plausibilität geprüft. Sie habe dazu viele Anmerkungen gemacht und diese in langen Konferenzen mit der Redaktion besprochen, aber: „Was von meinen Anmerkungen schließlich übernommen wurde, lag in der Verantwortung der Redaktion.“ Manche ihrer Hinweise hätten dramaturgische Ideen gekippt oder gefährdet, da habe es dann besonders lange Diskussionen gegeben. Welche Stellen das konkret waren, verriet sie nicht. Posts und Fotos habe sie darüber hinaus nicht gesehen. …
Gerade in einer Zeit, in der wir tagtäglich zwischen echten und falschen Informationen unterscheiden müssen, und in der Desinformation und Geschichtsklitterung Alltag sind, braucht es verlässliche Quellen. Und wenn die selbst beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr zu bekommen sind, wo denn dann? Und deshalb ist diesem Fazit von Jan Böhmermann eigentlich nichts mehr hinzuzufügen: „Der Instagram-Account von Sophie Scholl erzählt mehr über Deutschland 2022 als über Deutschland 1942.“
Nora Hespers, uebermedien.de, 26.02.2022 (online)