Dass „eine kapitalistische Gesellschaft“ beispielsweise keineswegs grundgesetzlich festgeschrieben oder legitimiert ist – diese schlichte Feststellung mag aus einer systemtheoretischen Sicht wie jener Weischenbergs vermutlich schon (so etwas wie) „fundamentale Systemkritik“ sein. Vielleicht auch daher seine ganz spezielle Kritik an „alternativen Medien“ und hier vor allem an „alternativer Medienkritik“. Warum können alternative Medien keine Bereicherung sein?
Drei Punkte aus meiner Sicht dazu:
1. Erstaunlich, dass Weischenberg kaum auf die Idee zu kommen scheint, die „AMK“ im Sinne von Medienvielfalt und Wissenschaftsvielfalt (auch) als Bereicherung, Herausforderung und Ergänzung hinsichtlich etablierter Angebote zu sehen.
2. Ebenso erstaunlich, dass er sich weder bei alternativen Medien noch bei der „AMK“ ernsthaft fragen mag, warum diese entstanden und relativ erfolgreich sind – dafür könnte es ja jeweils soziale Bedingungen oder Ursachen geben, im Sinne eines Resonanzbodens, von Reaktionen auf etwaige Defizite etablierter Angebote oder eben – als gesellschaftlich vermittelte Bedürfnisse und Interessen an neuartigen Offerten.
3. Schließlich bemerkenswert, dass er aus seiner (bestenfalls) Reform-Perspektive wenig offen scheint, weitergehende Transformations-Perspektiven zumindest sachlich zur Kenntnis zu nehmen, weder mit Blick auf Medien, auf Wissenschaften noch bezüglich der gesamten Gesellschaft, einschließlich ihrer Wirtschaftsordnung.
Sebastian Köhler, Telepolis, 17.5.2022 (online)