Zitiert: Sind die sagenhaften Leserzahlen wirklich wahr?

Die Printmedien verlieren rasend schnell ihr Publikum. Trotzdem jubeln die Verleger – mit unglaubwürdigen Zahlen.

Lesen Sie in Ihrer Zeitung täglich 81 Prozent des gesamten Inhalts und das in einer Rekordzeit von 29 Minuten? Ich nicht. Doch der Verlegerverband Schweizer Medien wirbt mit diesen Zahlen – es seien sogar nur Durchschnittswerte.

Auch Fachleute wie der Medienwissenschaftler und Spezialist für visuelle Kommunikation Christoph Schütz glauben nicht an solche Zahlen: «Das kann nicht sein», sagt er und macht die Rechnung für seine Zeitung, die Freiburger Nachrichten. Pro Ausgabe enthalte sie um die 150’000 Zeichen redaktionellen Inhalt. «Bei einer geschätzten Lesemenge von 1700 Zeichen pro Minute, schafft man in einer halben Stunde lediglich etwa 30 Prozent.» […]

Allerdings heisst «Lesen» bei der WEMF das, was wir unter «Anschauen» verstehen. […]

Eine weitere Werbe-Aussage der Verleger lautet: 77,5 Prozent der 14- bis 34-Jährigen werden mit Print erreicht. Nun muss man aber wissen: «Erreicht» ist ein Synonym für «lesen» und «durchblättern». Das Lesen und Durchblättern kann durchaus nur zweimal im Jahr erfolgen – und schon zählt man zu den «Lesern».

Esther Diener-Morscher, infosperber.ch, 12.05.2023 (online)  

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)