Mit Marion Brasch (Ex-DT64/Radio Eins) und Rex Joswig ((Herbst in Peking/Grenzpunkt Null) Der erkämpften Rettung von DT64 mit der Übernahme durch den MDR folgte die Umbenennung in Sputnik, während ein Teil der prägenden DT64-Figuren im fusionierten Berlin-Brandenburger Rundfunk landete, wenn auch teils abseits der Mikrofone. Was allerdings nicht für Marion Brasch gilt, die sich besonders für den Sender engagierte und heute zu den beliebtesten Stimmen von Radio Eins in Berlin zählt, mittlerweile aber auch als Schriftstellerin erfolgreich ist und sich dem Erbe der Brasch-Familie widmet. Grenzpunkt Null, die Sounds und Poesie mixende Show von Rex Joswig hingegen, die 1992 noch bei DT64 startete und dann bis 1998 auf MDR Sputnik zu hören war, fiel wohl der zum Fetisch erhobenen „Durchhörbarkeit“ zum Opfer. Seit 2010 lebt sie allerdings im freien Radio fort, als Grenzpunk Null reloaded. Zusammen wollen sie sowohl eine Rückschau als auch eine kritische Betrachtung der Entwicklungen von DT64 hin zu heutigem Radio unternehmen und der Frage nachgehen, ob und wie die erwachsen gewordene Popkultur im Medium Radio noch präsentiert werden kann.
Medienpolitischen Tagung von ver.di und DGB
Öffentlich-rechtliche Medien können ihren Auftrag nur mit ausreichend Vertrauen und Akzeptanz der Bürger*innen erfüllen. Dafür müssen sie sowohl inhaltlich überzeugen als auch einen zunehmend vom Publikum gewünschten Austausch sicherstellen. Doch in der Medienpolitik sind die Qualität des öffentlich-rechtlichen Programms, die ohne kompetente und motivierte Mitarbeiter*innen nicht möglich wäre, und die Rückbindung an die Nutzer*innen bisher eher unterbelichtete Themen. Auch ist aus den Rundfunkanstalten wenig darüber bekannt, wie die Ergebnisse aufwändiger Dialogprozesse mit dem Publikum für die Redaktionen systematisch ausgewertet und nutzbar gemacht werden.
Ostdeutschland zwischen Politikfrust und Aufbruch
Das Gefühl der politischen Ohnmacht entsteht bei immer mehr Menschen in Deutschland. Insbesondere in Ostdeutschland, wo nur noch jede und jeder Fünfte glaubt, dass seine Meinung Einfluss auf das Regierungshandeln hat. OBS-Studienergebnisse belegen: Auch junge Menschen der ersten Nachwendegeneration sehen Politik immer mehr als eine von ihrem eigenen Leben losgelöste Sphäre. Obwohl durchaus Erwartungen an die Exekutive existieren, fehlt es an Erfahrungen der politischen Selbstwirksamkeit. Im Rahmen unserer Jahrestagung präsentieren wir Ergebnisse eines aktuellen Arbeitspapiers (erscheint Ende Oktober). Wir bieten Raum für Diskussionen und laden ein zum Austausch.
Für kleine und große Sammlungen digitalisiert das Projekt SAVE (Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen) seit 2019 sächsische Bewegtbilder und Tondokumente, die nicht von professionellen Studios oder überregionalen Fernsehanstalten aufgenommen wurden, sondern von lokalen Film-Amateur:innen, Feldforscher:innen und Künstler:innen. Die aktuelle Ausstellung stellt sie auf Augenhöhe vor. Familien-Selbstportraits, Reiseimpressionen, Aufnahmen von Stadtfesten: das Gewöhnliche und das scheinbar Beiläufige verwandeln sich in der historischen Distanz in berührende Zeugnisse eines nicht normierten, neugierigen Blicks, den die Ausstellung mit ihrem vielseitigen Präsentationskonzept wieder ganz gegenwärtig werden lässt. „Der bewahrte Blick“ präsentiert neben kleinformatigen filmischen Fundstücken aus dem sächsischen Alltagsleben der 1920er bis 1970er Jahre auch großflächige Projektionen auf Augenhöhe. Frühe Lokalfernsehformate mit dem Charme des Handgemachten und die vergessene Sprechbrieftechnologie – gewissermaßen der Vorgänger der Voicemail – stellen weitere Bestandteile eines vergangenen multimedialen Alltags vor. In der „Schatzkammer“ wiederum zeigt die Ausstellung, anküpfend an die überraschend “filmische” Bildlichkeit des hier aufbewahrten Maya-Codex, den Produktionsprozess und Lebensweg analoger Alltagsbilder und -klänge, von historischen 8mm-Kameras über Selbstschnittplatten bis hin zur digitalen Langzeitsicherung im Rahmen von SAVE.
Kommentar verfassen