Kommunikationstheorien werden heute nicht im Hinblick auf ein Zuwenig, sondern oftmals eher im Hinblick auf ein Zuviel an Kommunikation formuliert. Das Ausstellen von Authentizität und gelebter Erfahrung lässt sich als Versuch verstehen, so etwas wie eine Stoppregel einzubauen, die Kommunikation zumindest temporär stillzustellen vermag. Im Mittelpunkt steht dabei eine bestimmte Redeweise, bei der die Demonstration der eigenen Selbstzweifel und Selbstreflexivität zu einer Immunisierungsstrategie wird, auch um sich vor den Kommunikationsdynamiken in digitalen Räumen zu schützen, und die dabei einer progressiven Politik nicht im Weg stehen soll.
Julian Müller und Astrid Séville: Ist Dauerreflexion kommunizierbar? Das Habeck-Paradox. In: MDR Altpapier, 4.4.2022 (online)