Zitiert: Plädoyer für wilde Freiheit im Programm – notfalls erst nach 23 Uhr.

Die Verbindung TV mit deutschem Film war über das Autorenkino der Sechziger und Siebziger hinaus eine kreative Schmiede für alles und für jeden. Heute ist das Areal der Kooperation Fernsehen/Film eher eine verminte Brache. Die daraus resultierenden Schismen, die entstandenen Abgründe zwischen Fernsehen und Kino, zwischen Kommerz, Quote und Filmkunst – sie zerstören unsere Landschaft. […]

Es mögen „Programmreformen“ noch und nöcher verordnet und durchgezogen werden, der Kontrollwahn mag allenthalben regieren bis hin zur Kontrolle der Kontrolle der Kontrolle, und dies alles immer zusammen verrührt mit dem grassierenden Einschaltquoten-Rinderwahnsinn, quasi ein laufender Horrorfilm seit den Neunzigerjahren – ja, es lähmt die Kreativität und die Gedanken. […]

Die Quote ist eine Strategie gewordene Zwangsneurose. Sie sollte als primäre „Erfolgs“-Beurteilung so gut wie verschwinden. Die ewig gleichen Längenformatierungen der Filme und Sendungen sollten ab 23 Uhr bis fünf Uhr morgens in allen Programmen aufgegeben werden. Da müssen Experimente und Spielformen hin, Filme, selbstproduzierte, internationale, gemacht beziehungsweise kuratiert von erstklassigen Künstlerinnen und Künstlern. Auswahl und Entwicklung durch Redakteurinnen und Redakteure in kompletter Eigenverantwortung, keine Monitor-Gruppen beteiligt, die sich dann am Ende wieder aufs kleinste gemeinsame Vielfache einigen. Und immer alle Optionen offenhalten – auch die schönen. Wer nach elf im Öffentlich-Rechtlichen einschaltet, dem sollte künftig Hören und Sehen vergehen. Und das wandert dann alles auch noch fröhlich in die Mediathek.

Dominik Graf, sueddeutsche.de, 26.08.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)