Zitiert: Medien lieben es, Menschen in Generationen einzuteilen. Dabei ist das Humbug

Medien lieben Generationen. Denn das Thema ist auf der einen Seite so universell, dass sich einfach jeder Mikrotrend und jede Alltagsbeobachtung ohne großen Rechercheaufwand daran aufhängen lassen. Zum anderen polarisieren Texte dazu genau in jenem Maße, wie Online-Redaktionen es mögen. Also nicht spalterisch genug, um sich ernsthaft Sorgen machen oder die eigenen journalistischen Standards hinterfragen zu müssen. Aber polarisierend und vereinfachend genug, um die Emotionen in den Kommentarspalten anzuheizen.

Das Urteil von Fachleuten über die Berichterstattung fällt hingegen ziemlich vernichtend aus. „Kein seriöser Wissenschaftler nimmt ernst, was Medien über vermeintliche Generationen schreiben“, sagt Hannes Zacher. Er ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig. „Der grundlegende Fehler ist bereits die Annahme, dass diese Generationen wie Gen Z objektiv überhaupt existieren“, sagt Zacher. „Dabei denken Menschen sich diese aus und stellen dabei willkürlich Geburtsjahrgänge zusammen.“ […]

Martin Schröder ist Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes. Auf seinem Blog hat er seine Erkenntnisse zum Thema unter dem eindeutigen Titel „Warum es keine Generationen gibt“ zusammengefasst. Dabei beruft sich unter anderem auf die Daten des sozio-ökonomischen Panels. Denn dieses liefert genau das, was den von Hannes Zacher kritisierten Querschnittstudien fehlt: Eine kontinuierliche Befragung der gleichen Personen über einen langen Zeitraum hinweg. Schröder schreibt: „Metastudien zeigen: Empirisch gibt es keine Generationen. Sie sind ein Mythos, statt ein messbarer Fakt.“

Alexandre Kitzinger, uebermedien.de, 14.02.2024 (online)

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