Zitiert: In Talkshows wird der Vielfaltsbegriff eher pervertiert

Jagoda Mariniç: Doch auch in Talkshows wird der Vielfaltsbegriff eher pervertiert als gut umgesetzt: Unter Vielfalt verstehen manche Redaktionen, einen Vertreter der AfD in die Runde zu setzen oder aktuell jemanden, der Putins Vernichtungskrieg verharmlost und die Fakten über den Ukraine-Krieg verzerrt. Einen öffentlichen Diskurs zu organisieren, bedeutet, unterschiedliche Meinungen auf Basis gesicherter Fakten zu präsentieren. Der Bildungsauftrag erfüllt sich nicht durch Quizshows, sondern durch die Debattenhöhe, die sich von Stammtischen abhebt. Vor allem bei Debatten zur Klimakatastrophe ist das Ignorieren des Forschungsstands zugunsten vermeintlicher Vielfalt oft verantwortungslos. Talkshows dürfen keine Plattformen für Desinformation sein, nicht in Zeiten, in denen Videoausschnitte gekürzt und widerspruchslos viral gehen und das Qualitätssiegel ARD und ZDF tragen.

Jagoda Marinić, sueddeutsche.de, 1.12.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)