Filmearchive funktionieren oft nach veralteten Standards und Stereotypen. Was es zu erneuern gilt, diskutierte ein Panel am Rande der Berlinale. […]
Dieses Jahr befragten für „Framing the Archive“ auf einem von IFFF-Leiterin Maxa Zoller moderierten vierköpfigen Panel Filmgeschichts-Praktikerinnen aus unterschiedlichsten Bereichen das materialisierte Erbe auf Diversität.
Dabei, so Zoller, solle es diesmal darum gehen, sich die Archive mit innovativen Zugriffen anzueignen und zu Quellen einer „Herstory“ zu machen: „A Past that Leads to Us“. […]
El-Tahri beschrieb einen Interessenkonflikt im Ansatz: Sie wolle bei einem Archiv auf Entdeckungstour gehen, um zu sehen, was sie findet. Das Archiv dagegen will wissen, was sie sucht. Schon sind wir bei Fragen von Verschlagwortung und Metadaten. Doch es gehe auf keinen Fall darum, nun einen Kanon durch einen neuen zu ersetzen oder die Archive zu „bereinigen“, so Rongen-Kaynakçi, diese seien sowieso in permanenter Bewegung. Das Archiv dürfe nicht in Schachteln ersticken und müsse atmen.
Babić sprach von notwendigen „guerilla strategies“ und betonte, wie viel Grundlagenforschung noch gemacht werden müsse. […]
Die Frage des Umgangs mit Stereotypen und Rassismen ist auch in filmhistorischen Praktiken virulent, obwohl sich hier nicht so leicht ein paar Wörter tauschen lassen. Einigkeit bestand darin, dass auch explizit sexistische oder rassistische Filme aufbewahrt werden müssen, um nicht geschichtsvergessen zu werden.
Silvia Hallensleben, taz.de, 22.02.2024 (online)