Wir leben in einer Netzwelt der Beschleunigung und räumlichen Entgrenzung. Das macht aber die Geschehnisse vor Ort nicht weniger wichtig. Die Lebenswelten der Menschen sind immer noch von ihren Regionen geprägt. Sie gehen dort zur Schule, ziehen dort ihre Kinder groß, wählen nicht nur den Bundestag und das Europaparlament, sondern auch die Abgeordneten der Landtage. Die Netzwelt wird bereits heute von globalen Plattformen geprägt, die sich für die Region nur dann interessieren, wenn sie sich über Werbealgorithmen ansteuern lassen. Mit ihren vielfältigen regionalen Angeboten hat die ARD ein Alleinstellungsmerkmal. Die Landesrundfunkanstalten sind für die Menschen und die Demokratie, in der sie leben, regionaler Anker. Wir sind in unserem Sendegebiet im engen Austausch mit dem Publikum und mit zahlreichen Partnerschaften vernetzt. Wenn im Land etwas passiert, suchen die Menschen die notwendigen Informationen bei Radio Bremen. Wenn sich die Mediennutzung zunehmend ins Netz verlagert, bedeutet das für uns, dass wir dieses Alleinstellungsmerkmal in die Plattformwelt einbringen müssen – also mehr Regionales und nicht weniger. Nach Ansicht der Medienforschung wird 2030 die Hälfte der Bewegtbild-Nutzung noch klassisch, linear erfolgen, die andere Hälfte non-linear. Wir müssen noch stärker die Themen vor Ort aufgreifen und gleichzeitig die globalen Themen regional einordnen. Und das muss linear und non-linear erfolgen, um eine Plattform für demokratischen Meinungsaustausch zu bieten. Wir merken täglich wie eng die Bindung der Menschen zu ihrem Sender, zu ihrer Lieblingswelle, zu „buten un binnen“ ist. Diese Stärke der ARD braucht es auch im Digitalen. Denken Sie nur an die BBC, die gerade die regionale Berichterstattung ausbaut.
Yvonne Gerner, medienpolitik.net, 3.3.2023 (online)