„FAS“-Feuilletonchef Claudius Seidl bewarb sich in einer Glosse für den Posten des ZDF-Intendanten. Seine Vorschläge gefallen vielen: Auf Facebook fand er ebenso Unterstützer wie unter Kollegen, heißt es bei sueddeutsche.de. „Ich habe früher fast täglich ferngesehen, gerne auch mal das ZDF; heute schaue ich gar nicht mehr fern, und beides, glaube ich, macht mich zum idealen Repräsentanten des Publikums“, begründet Seidl seine Kandidatur.
Doch kann man Intendant sein, wenn man nicht Fernsehen sieht? Wen will er denn repräsentieren. Die über 70 Millionen, die Fernsehen sehen? Oder die 5 Millionen, die keine Lust auf Fernsehen haben? Die einen wollen ihr Programm, den anderen reicht ein Testbild. Und wieso soll der Intendant das Publikum repräsentieren? Geht das überhaupt? Sind die Ansprüche des Publikums nicht höchst unterschiedlich? Wen also will er repräsentieren?
Am Donnerstag letzter Woche verkündete Udo Reiter seinen Rücktritt.
Wer hat sich denn bisher zur Nachfolge geäußert? Udo Reiter „selbst will sich nicht in die Personaldebatte einmischen. Allerdings hätte er „einen Ratschlag“, sagt er – verrät aber nicht, welchen. Er will immer noch gefragt werden.“ So schreibt Christiane Kohl am 28.5. in der Süddeutschen Zeitung.
Wer ist denn nun im Gespräch?
„Mensch, Reiter“. So hieß die halbe Stunde, in der sich Udo Reiter zu 20 Jahren MDR vom Direktor des Adolf-Grimme-Instituts, Uwe Kammann, befragen ließ (Video). Nicht alle von der Pressestelle angekündigten Fragen, wurden beantwortet. (Wie sehen Informations- und Unterhaltungsprogramme der Zukunft aus? Wie wird das digitale Zeitalter den Sender verändern? Wie gerecht ist die neue Beitragsfinanzierung?) Sie wurden auch nicht gestellt. Beantwortet hatte sie Udo Reiter allerdings in einigen Interviews zuvor.
Das Interview war dreigeteilt, ganz so, wie die Phasen, die Udo Reiter in den Interviews seit Donnerstag letzter Woche für den MDR ausgemacht hatte: „Die ersten zehn Jahre des MDR bezeichnet Reiter als die Aufbauphase, die zweiten zehn als Konsolidierungsphase. In den nächsten zehn Jahren werde es um die Anpassung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an die digitalen Herausforderungen gehen. Zudem stünden erneute Sparrunden bevor.“ So in der Thüringer Allgemeinen.
Wie eine media control Sonderauswertung ergab, sahen im laufenden Jahr bisher im Schnitt 230.000 3- bis 13-Jährige täglich zwischen 23 und 0 Uhr noch fernsehen. Der Durchschnittswert steigt seit 2009 (210.000) wieder, während er von 2003 (270.000) bis 2008 (200.000) gesunken war.
„Das Erste hat Gottschalk dem Bericht zufolge mehrere Formate angeboten. Die Gespräche seien vom scheidenden MDR-Intendanten Udo Reiter eingefädelt worden. Gottschalk und Reiter kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim Bayerischen Rundfunk“, berichtet welt.de.
Gottschalk hält sich bedeckt. „Für Reiter wäre es ein letzter großer Coup, Gottschalk zur ARD zurückzuholen“, so spiegel.de.
Udo Reiter hat mehr Kooperationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Zeitungsverlagen vorgeschlagen. Man kümmere sich „das gleiche Publikum mit den gleichen Qualitätsansprüchen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Das können wir besser gemeinsam machen“, so Udo Reiter laut stern.de.