In diesem Zusammenhang möchte ich zum Schluss noch auf ein Argument eingehen, das in der rundfunkpolitischen und rundfunkrechtlichen Auseinandersetzung oft fällt: Eigentlich sei der marktgesteuerte private Rundfunk viel demokratischer als der öffentlich-rechtliche, und zwar deswegen, weil das Publikum genau das Programm bekomme, was es durch seine Einschaltentscheidungen wolle. Der mündige Bürger brauche keine Bevormundung durch öffentlich-rechtliche Anstalten. Weiterlesen
„Er kann sich dabei auf bloße Zeugenschaft oder Chronistentätigkeit nicht beschränken. In inhaltlicher Hinsicht muss er gegenständliche und meinungsbezogene Vielfalt, die in gesellschaftlicher Kommunikation geborgen ist, erschließen. Er muss solche Vielfalt „investigativ“ ausfindig und zugänglich machen, und zwar in den Vermittlungsdimensionen der Information, Unterhaltung, Bildung, Beratung und „Kultur“ gleichermaßen. In allen diesen Dimensionen soll professionell-journalistische Untersuchung und Überprüfung stattfinden, Sinnfindung und Kritik, Perspektivenausweitung und Diskurszuspitzung, die Erforschung von Möglichkeitsräumen und die Befestigung von Gewissheitsbezirken.
In struktureller Hinsicht hat professioneller Journalismus die Aufgabe, gesellschaftliche Teilöffentlichkeiten aufzuspüren, zueinanderzuführen, auch neu zu eröffnen und weiter anzuregen. Professioneller Journalismus, wie das Grundgesetz ihn will, hat deshalb auch eine besondere Affinität zu zivilgesellschaftlichen Gegenöffentlichkeiten. Weiterlesen
Kathrin Hartmann: Genau genommen bedeutet das, dass die gehobene Mittelschicht im Journalismus den Ton angibt, Themen entsprechend aussucht und aufbereitet – wobei sich die Schreiber an ihrer Zielgruppe orientieren. Aber wenn sich die Elite in Wirtschaft, Verwaltung, Justiz und selbst im Journalismus bündelt – wer repräsentiert dann noch die Belange der Allgemeinheit? Und wie nah sind die Vertreter am Alltag und der Lebenswirklichkeit der Kleinbürger und Bedürftigen?
Thomas Zapf-Schramm vom IFEM hat einmal untersucht, wie sie „Euro-Krise“ in den Fernsehnachrichten dargestellt wurde. Seine Untersuchung hat er in Media Perspektiven (03/2013, S. 165 ff.) veröffentlicht. „Die Untersuchung wurde auf den Zeitraum Oktober 2009 bis Dezember 2012 begrenzt. Dabei ist der Anfangspunkt der Eurokrise (oder Schuldenkrise der EU-Länder) nicht eindeutig zu bestimmen, mehrere Veröffentlichungen (2) sehen jedoch als Beginn das Bekenntnis der neu gewählten griechischen Regierung im Oktober 2009, dass die Zahlen über die Haushaltslage des Landes, mit denen die Aufnahme in den Euro erreicht worden war, geschönt waren und das Haushaltsdefizit deutlich höher war, als bis dahin behauptet. Dieses Bekenntnis führte zu einer Herabstufung Griechenlands durch die Ratingagenturen und leitete die Prozesse ein, die bis heute andauern.“ Weiterlesen
Namentlich bei den Vorabendprogrammen fällt es manchmal schwer, die Unterschiede zu entdecken, auch wenn man anerkennt, dass er sich von den Exzessen mancher privater Formate fernhält. Die Angleichung hat natürlich etwas mit dem Quotendruck zu tun, aber sie hat auch mit der Werbefinanzierung zu tun. Im Vorabendprogramm ist Werbung zulässig, in der Primetime nicht, wenn man vom Sponsoring absieht, das im Publikum ohnehin nicht von der Werbung unterschieden wird. Für das Profil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre es besser, wenn die Werbefinanzierung völlig entfiele, wenn für die Programmgestaltung also gar keine finanziellen Anreize mehr maßgeblich wären.