Zitiert: Wurde über Joe Bidens Gesundheit geschwiegen?

„Das laute Schweigen der Medien über Joe Biden“ prangert gerade René Pfister, der US-Korrespondent des „Spiegel“, an. Genauer: das „Versagen“ von US-Journalisten, die „lange (…) zögerlich über Bidens Verfall berichteten“.

Nun ist es natürlich nie ganz so leicht, das „Schweigen“ von Journalisten zu kritisieren, denn: Aus Texten, die nicht erschienen sind, kann man nicht zitieren, man kann sie – und das wäre dann ein Problem, das eher Altpapier-Autoren betrifft als Pfister – nicht verlinken.

Wie auch immer: Die These, die Pfister aufstellt, lässt sich bestimmt gut verkaufen. Aber ist an ihr auch was dran?

Wir haben hier Ende Juni auf eine Untersuchung von „Media Matters“ verwiesen, die in der Zeit zwischen dem 15. Januar bis 17. Juni stattfand. Ausgewertet wurden Artikel in der „Washington Post“, im „Wall Street Journal“, in der „New York Times“, der „Los Angeles Times“ und von „USA Today“, die sich „auf das Alter oder die geistigen Fähigkeiten von Biden oder Trump konzentrierten“.

Das Ergebnis lautete: „Wir fanden 144 Artikel, die sich im untersuchten Zeitraum entweder auf Bidens oder auf Trumps Alter oder geistige Fähigkeiten konzentrierten, wobei 67% nur auf Bidens Alter oder geistige Fähigkeiten und nur 7% nur auf Trumps Alter oder geistige Fähigkeiten abstellten.“

Auf Platz zwei in diesen Negativcharts: die „New York Times“: „78% of (their) articles were focused on just Biden’s age or mental acuity but not Trump’s while only 6% — 2 articles — were focused on just Trump’s. 16% of articles were focused on both candidates‘ ages or mental acuities.“

Nun kann man natürlich immer sagen: Na ja, waren ja nur fünf Zeitungen. Oder: Der Untersuchungszeitraum umfasst ja nicht einmal ein halbes Jahr. Aber die Berichterstattung von „Media Matters“ macht einen validen Eindruck.

René Martens, MDR Altpapier, 18.07.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)