„Mehr Demokratie wagen“ – dieses Willy-Brandt-Wort bezeichnet auch den Impetus, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk lange – und bis heute – in seinen besten Programmschöpfungen motiviert hat. Die Freiheit zur Kritik an gesellschaftlichen Missständen, in den 70er Jahren durchaus furchtlos und radikal vorgetragen in zahllosen Hörfunk- und Fernsehsendungen, gehörte dazu. Integration in diesem Sinne bedeutete: die „kleinen Leute“, die scheinbar Machtlosen für Mitwirkung an Staat und Gesellschaft zu gewinnen. Was natürlich nur möglich ist, wenn der von mittels Gebühren finanzierte Rundfunk sich glaubwürdig als das Medium aller präsentiert.
So verstanden, war und ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch praktizierte Sozialpartnerschaft. Heute aber wird beim Stichwort „Integration“ an Migrantinnen und Migranten gedacht, die in Deutschland leben und für das Gemeinwesen gewonnen werden sollen, oder an junge Menschen, die der Rundfunk an die Demokratie heranführen soll – so die Vorstellung. Auch die föderale Integration Deutschlands zu fördern, zumal nach der deutschen Wiedervereinigung, und dann noch die europäische Integration voranzubringen – das alles gehört zu neueren Auftragsbeschreibungen.“
Volker Lilienthal, Integration als Programmauftrag in ApUZ 9-10/2009, S. 6 f. (nicht online)
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