Du hast einen Satz, der heißt einfach: „Ich ging den Weg hinauf“. Aber in diesem einfachen Satz steckt die Erwartung drin, was die Figur gleich sehen wird – oder die Angst davor. Und was sie vor zwei Stunden gegessen hat, liegt auch noch drin. So lädt man diese ganze Literatur auf. Das ist etwas, was man als Schauspieler auch immer trainieren sollte, weil man dann viel bewusster mit Sprache umgeht. Zumal, wenn man gute Regisseurinnen und Regisseure hat, die immer wieder Feinheiten nachtunen. Ich finde das einen sehr schönen Zweig der Schauspielerei, über die Stimme ganz viel zu erzählen. Bei Rocket kommt noch eine kleine Überhöhung dazu, weil er eben ein Waschbär ist und man das auch hören muss. Ganz viel geht da über die eigene Fantasie, an der die Stimme sich automatisch ausrichtet – wie eben bei dem Satz „Ich ging den Weg hinauf“. Je nachdem, mit welchen Gedanken ich ihn sage, ändert sich die Stimme. Ein ganz verrückter Vorgang.
Devid Striesow, sueddeutsche.de, 27.06.2023 (online)