Zitiert: Was Hajo Friedrichs noch geschrieben hat

Es war kein Satz über Journalisten, sondern nur über die Spezialgruppe der Nachrichtenmoderatoren, nämlich eine Antwort auf die Frage, ob es ihn nicht störe, ständig den Tod präsentieren zu müssen. Der Friedrichs-Satz ging danach auch noch weiter: „… nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen“. Dass Friedrichs selbst Naturfilme mit „grüner Botschaft“ drehte, sagte er im selben Spiegel-Interview – er machte sich also selbst gemein.

Vor einiger Zeit bezog sich der ORF-Journalist Armin Wolf darauf und schrieb eine Friedrichs-Deutung in sein Blog: „Ich denke also, Journalist*innen sollten sich sehr wohl mit etwas gemein machen: Mit Menschenrechten und Menschenwürde. Mit der Demokratie und ihren Grundregeln. Und damit, dass sinnvoller Diskurs auf Fakten basiert und nicht auf Lügen. Aber: Journalist*innen sollen sich niemals vereinnahmen lassen.“

Von einem Leser wurde er dann aber darauf aufmerksam gemacht, dass das besagte Gemein-machen-Zitat eigentlich aus Friedrichs Autobiografie „Journalistenleben“ (Altpapier vom 10. Dezember 2018) stamme, die erstmals 1994 erschienen ist – demnach nicht aus dem Spiegel-Interview mit Friedrichs von 1995. Ich konnte das nicht verifizieren. In Ermangelung einer 94er Erstausgabe habe ich mittlerweile eine Ausgabe von 1996 gelesen, und darin steht das berühmte Friedrichs-Zitat zwar – allerdings nur im darin nachgedruckten Spiegel-Interview.

Der Leser deutete zudem an, Friedrichs habe tatsächlich sehr wohl die „Maxime der neutralen Berichterstattung“ hochgehalten und zitiert zum Beleg aus „Journalistenleben“: „Aus seiner Abneigung gegen missionierende Journalisten und seinem Faible für die Trennung von Meldung und Meinung machte Friedrichs kein Hehl. So schrieb er über den früheren Rundfunk-Intendanten Edmund Gruber (…): ‚Daß in diesem Nachrichtenmonopol der Öffentlich-Rechtlichen eine Verpflichtung steckte, nämlich die, nur nach dem Regelkatalog des publizistischen Handwerks zu arbeiten, wollte (oder konnte) Gruber nicht begreifen. Er holte seine Maßstäbe aus den Tiefen seiner politischen Überzeugung und blieb Ideologe in einem Metier, dessen Aufgabe die Verbreitung von Informationen, nicht aber von Glaubensbekenntnissen ist.’“

Das stimmt so weit. In Friedrichs Buch steht allerdings auch Kritisches über den ehemaligen ZDF-Chefredakteur Reinhard Appel: „Er war bis zum Schluss ein Prophet der Ausgewogenheit, der brotlosen Kunst, es allen recht zu machen.“ Wenn „die politische Kontroverse zum Thema der Berichterstattung wird“, schrieb Friedrichs, dann „muß der journalistische Beobachter gelegentlich Stellung beziehen, einen Standpunkt vertreten – wenn er einen hat.“

Klaus Raab, Altpapier vom MDR, 22.01.2019 (online)

Hinweis: In dem genannten Buch gibt es ein weiteres interessantes Zitat zum Tagesthemen-Kommentar: „Mich stört am täglichen Kommentar zweierlei: die Prinzipienreiterei, die er deutlich macht und die unterschiedliche Qualität. Meinungsjournalismus ist eine feine Sache, wenn er nicht so tut, als ob er ein Stück Berichterstattung sei. Das ist auch nicht das Problem, denn daß da einer seine persönlichen Ansichten verkündet, ergibt sich aus der Ansage. Aber eine klare, eindeutige Meinung zu einer bestimmten Sache kann ich oft nicht erkennen.“ (S. 247)

Hanns Joachim Friedrichs: Journalistenleben. Droemer Knaur, München 1995. S. 247

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)