In Zeiten, in denen die Kritik einer französischen Rechtsextremistin an einem für sie unvorteilhaften Urteil der Aufmacher in der 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ ist, bietet es sich an, mal wieder daran zu erinnern, was eigentlich das „relevanteste Thema unserer Zeit“ ist. Wir greifen zu diesem Zweck zurück auf einen Text, den Christian Stöcker für die April-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ geschrieben hat.
„Das irregeleitete Agendasetting von weiten Teilen der Parteien- und Medienlandschaft zeigt Wirkung: Bis Anfang 2023 lag die Anzahl der Menschen in Deutschland, die repräsentativen Befragungen zufolge den Themenkomplex ‚Ausländer, Migration, Flüchtlinge‘ für das ‚wichtigste Problem in Deutschland‘ hielten, zwischen neun und elf Prozent. Ende September 2024 waren es dann 42 Prozent. So ein Anstieg hat nichts mit realweltlichen Erfahrungen zu tun, sondern mit politisch-medial hergestellter Vorstellung von Realität. Der Themenkomplex ‚Klima, Energie, Versorgung‘ stürzte im gleichen Zeitraum ab von 44 auf derzeit 17 Prozent.“
Stöcker schreibt weiter: „Sprechen Politik und Medien prioritär über die größte Krise in der Geschichte der Menschheit? Spätestens seit Anfang 2023 nicht mehr. Seitdem ist die Angst vor dem Fremden – ziemlich plötzlich – wieder Thema Nummer eins (…) Das lenkt von den wirklich drängenden Problemen ab.“
René Martens, MDR Altpapier, 02.04.2025 (online)