Ostdeutsche hätten eine einzigartige Beziehung zu dem Staat, in dem sie jetzt leben. Die mittelalten und älteren Kohorten seien in ihn nicht hineingeboren worden, sondern 1990 dazugekommen, und das sei eher mit Hoffnung als mit Angst verbunden gewesen, aber sie seien eben nicht darin aufgewachsen. „Deshalb wird jeder Aspekt des Systems genau geprüft, anstatt dass er als Norm akzeptiert wird.“
Die Ostdeutschen hätten erwartet, in der Demokratie zu leben, für die sie gekämpft hätten, und nicht in einem System, in dem sie ignoriert werden, in dem man auf sie herunterschaut und ihnen eine politische Klasse mit Misstrauen begegnet, die sich ihnen moralisch überlegen fühlt.
Katja Hoyer, berliner-zeitung.de, 04.02.2024 (online)