Die andauernde Aufarbeitung der Ahrtalflut 2021 bedarf auch einer kritischen Reflexion der Rolle der Medien. Dabei ist die Kritik an der Berichterstattung zur Flutkatastrophe zum Teil darauf zurückzuführen, dass Journalist*innen und Betroffene vor Ort unterschiedliche Ansprüche an Medien sowie divergierende Verständnisse journalistischer Rollen und Arbeitsweisen haben. Werden diese Unterschiede nicht öffentlich verhandelt, können Missverständnisse entstehen, die die Rezeption der Berichterstattung vor Ort beeinträchtigen. Der Wunsch nach einer stärkeren Thematisierung von Emotionen verbindet jedoch beide Akteursgruppen und bietet die Chance einer zukünftigen besseren Verständigung. […]
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Betroffene vor Ort fordernde Erwartungen an die zeitlichen Kapazitäten der Journalist*innen hegten. Arbeitsroutinen, der Arbeitsaufwand für die Beitragsproduktion und Abgabefristen waren den Interviewten jedoch kaum bekannt. Zudem wurden Journalist*innen nicht nur in ihrer Rolle als Berichterstatter*innen gesehen, sondern von ihnen wurde aktives Eingreifen und konkrete Hilfe bei Aufräumarbeiten erwartet. […]
Wie manche Medien vor Ort aufgetreten sind und berichtet haben, wurde kritisiert. Die Studie arbeitet Aspekte der Beziehung zwischen Journalist*innen und Betroffenen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung der Berichterstattung heraus. Im Fokus: Sachgerechtigkeit, Empowerment und Emotionen. […]
Für die Zukunft gilt es, schlussfolgern die Forscherinnen, sich auch medial besser auf Krisenberichterstattung einzustellen, unter anderem durch eine bessere Zusammenarbeit mit Behörden bei Katastrophenlagen. „Die Flut im Ahrtal 2021 erreichte auch deshalb so katastrophale Ausmaße, weil Medien unzureichend in die Krisenkommunikation eingebunden wurden. Das muss sich in Zukunft ändern“, so Marlis Prinzing.
Otto-Brenner-Stiftung, 11.07.2024 (online)