Natürlich waren auch die alten Medien sensationsheischend und verantwortungslos – und sind es manchmal bis heute, wie der Blick auf die großen Nachrichtenkanäle zeigt. Aber der Unterschied ist, dass dieses klassische Symptom der Verantwortungslosigkeit in der automatisierten Öffentlichkeit mit algorithmisch getriebenen Microtargeting kombiniert wird. Man kann also wirklich extremistische Inhalte erzeugen, die nur an die Leute ausgespielt werden, für die sie annehmbar erscheinen. Andere Leute, die diese Inhalte in Frage stellen könnten, werden sie gar nicht zu sehen bekommen. Wenn alle das Gleiche sehen, kann ich jemanden zum Beispiel darauf hinweisen, dass etwas schlicht unwahr ist. Microtargeting führt zu einem Mangel an Anfechtungsmöglichkeiten bestimmter Inhalte und an argumentativer Deliberation, die für eine Demokratie unabdingbar sind.
Frank Pasquale, netzpolitik.org, 15.07.2017 (online)