Gehaltvolle Infos über die Zukunft des Journalismus bekommt man normalerweise nicht von Ministerien. Eine Ausnahme ist ein Reader, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung kurz vor der Sommerpause veröffentlicht hat. Titel: „#FactoryWisskomm – Handlungsperspektiven für die Wissenschaftskommunikation“. Eine Arbeitsgruppe, die sich auf Initiative des Ministeriums gebildet hatte, schreibt darin: „Wissenschaftsjournalismus ist wichtig in allen Ressorts.“ ….
Wissenschaftsjournalismus müsse stärker „mit anderen journalistischen Bereichen, etwa Politik und Wirtschaft“ vernetzt werden, heißt es in dem Papier. ….
Während Wissenschaftsjournalist:innen darauf schauen, wie oft jemand in der Fachliteratur zitiert wird, um einen Experten einschätzen zu können – der Klimaforscher Stefan Rahmstorf hat das in einem Beitrag für den Spiegel beschrieben –, hat der Politikjournalismus andere Maßstäbe.
„Wenn einer A sagt, sucht der Politikjournalist jemanden, der B sagt.“ Das sei beim Streit über Meinungen völlig legitim, sagt Zotta. „Aber bei den Fragen, über die wir in den letzten eineinhalb Jahren gestritten haben, ist das nicht der richtige Zugang.“ Das Problem sei: „Man findet immer jemanden, der nicht A sagt. Diese Wissenschaftler warten ja nicht darauf, dass ein Journalist anruft, sondern sie versuchen, in den öffentlichen Raum einzudringen – aus welchen Motiven auch immer.“
René Martens, taz.de, 04.08.2021 (online)