Wenn sich maßgebliche Berichterstattung und Kommentatoren darauf einigen, Politik fast ohne politische Inhalte, dafür mit Geschichten über persönliche Konflikte zu vermitteln, dann sind sie vielleicht mehr als Multiplikatoren politischer Prozesse, dann sind sie möglicherweise ein Teil des Problems. …. Angesichts beider jüngster Parteitage mag die SPD als selbstzerstörerische Klassenkämpferpartei dargestellt worden sein, die die Internationale singt. Aber dass die völkisch orientierte und an deutschen Arbeitnehmerinteressen völlig desinteressierte AfD wenige Tage zuvor in den weichsten Tönen davonkommt, das ist nicht nur auf den Hund gekommener journalistischer Anspruch. Das wird langsam gefährlich.
Bodo Morshäuser: Medien in der Haltungskrise. Sächsische Zeitung, 10.01.2020 (nicht online)