Auch wenn die Zusammenarbeit mit dem Autor entscheidend und eine eigenwillige Liebesbeziehung ist, gibt es kein Standardmodell. Man weiß nie, wie sich so eine Idee materialisiert. Ein Film fängt irgendwo an: Es gibt Filme, bei denen das Drehbuch entscheidend ist, es gibt Filme, bei denen der Dreh entscheidend ist, bei manchen werden die wichtigsten Erzählentscheidungen erst im Schnitt getroffen. Manche Filme finden auf der Buchebene schon ihre Form, manche finden sie erst beim Dreh, im Inszenierungsprozess. … Es gibt die Idee, man könnte beim Film bestimmte Prozesse verallgemeinern, das stimmt aber nicht. Jeder Film hat seinen eigenen Prozess und man muss immer wieder erkennen und erspüren, welcher der richtige ist. Natürlich hat jeder das Recht, für sich mehr Anerkennung und Gewicht einzufordern, das ist legitim. Aber die Wahrheit liegt auf dem Platz, wie man so schön sagt. Jede Art der Auseinandersetzung, der Reibung ist wichtig. Film ist nun mal ein künstlerischer Prozess, der in Zusammenarbeit entsteht. Aber am Ende geht es nur um den Film. Der Film ist das, was bleibt. Er überlebt alle Auseinandersetzungen und Befindlichkeiten.
Luc Bonny im Interview. In: epd medien, 33/2018, S. 6 f.