Zitiert: Julian Assange stirbt Tod in Raten – wo ist die mediale Empörung?

Anfangs profitierten westliche Medien von seinen Enthüllungen. Jetzt fühlen sich wenige berufen, für Assange ins Feld zu ziehen. … Dabei kämen laut Nils Melzer, UN-Sonderbeobachter für Folter, im Fall Assange rechtliche und politische Mittel zum Einsatz, die bei anderen Fällen undenkbar wären. In zwanzig Jahren Arbeit habe er „nie erlebt, dass sich eine Gruppe demokratischer Statten zusammengeschlossen hat, um ein einzelnes Individuum so lange Zeit und unter so wenig Berücksichtigung der Menschenwürde und der Rechtsstaatlichkeit bewusst zu isolieren, zu dämonisieren und zu missbrauchen“, sagt er. Melzer arbeitet mit Opfern von Krieg, Gewalt und politischer Verfolgung. Er weiß, wovon er redet. Den Medien scheint das egal. Isolationshaft, Hetzkampagnen, Menschenrechtsverletzungen. Zu lesen ist davon wenig bis nichts. …

„Ich kann nicht verstehen, warum viele Medien nicht erkennen, dass es um sie geht“, kommentierte Assanges Anwältin. Im Rücken sitzt ihnen die Angst der Kontaktschuld. Günter Wallraff nennt den Fall Assange einen „Tod auf Raten“: Eine Person, an der ein Exempel statuiert wird, siecht dahin. Und die, die es betrifft, sehen zu und hoffen, sie kommen heil davon. Auch das ist Pressefreiheit in westlichen Demokratien.

Mandy Tröger, berliner-zeitung.de, 23.5.2022 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)