Im Schlusswort seines Buches „Wir amüsieren uns zu Tode“ warf Neil Postman allerdings die Frage auf, ob wir die Schreckensvisionen, die George Orwell in 1984 darstellte, schon eingeholt haben, oder ob wir eher in der Brave New World leben, die Aldous Huxley vorherzusehen glaubte. „Orwells Prophezeiungen haben für Amerika kaum Bedeutung, diejenigen Huxleys freilich sind nahe daran, Wirklichkeit zu werden.“
George Orwell fürchtete den Staat, der als großer Bruder Bücher verbrennt, als Wahrheitsministerium die Wahrheit unterdrückt. Aldous Huxley dagegen beschrieb die „Schöne neue Welt“, in der die Menschen mit „Fühlfilmen“ und „Zentrifugalbrummball“ die Zeit totschlagen, eine Gesellschaft, der das Bücherlesen nicht verboten werden muss, weil sie keine Bücher mehr liest. Weiter heißt es: „An Huxley und nicht an Orwell sollten wir uns deshalb halten, wenn wir verstehen wollen, auf welche Weise das Fernsehen und andere Bildformen die Grundlage der freiheitlichen Demokratie, nämlich die Informationsfreiheit, bedrohen.“
Und er fragt: „Wer ist bereit, sich gegen den Ansturm der Zerstreuungen aufzulehnen? Bei wem führen wir Klage – wann? Und in welchem Tonfall, wenn sich der ernsthafte Diskurs in Gekicher auflöst? Welche Gegenmittel soll man einer Kultur verschreiben, die vom Gelächter aufgezehrt wird?“
Ramon Schack, berliner-zeitung.de, 15.6.2023 (online)