Zitiert: Gefahren und Chancen für öffentlich-rechtliche Sender

Die Leistungsaufträge der Öffentlich-Rechtlichen gründen in den Werten der Aufklärung: gute Informationen für eine gute Demokratie, Respekt der Menschenwürde, Einbezug der Minderheiten, Förderung der Kultur. Wir haben es nunmehr aber in halb Europa mit antiaufklärerischen Kräften zu tun. Sie halten schon die Leistungsaufträge öffentlicher Medienhäuser für tendenziös. Diese autoritären Kräfte funktionieren nach dem Prinzip: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich – wer also eine journalistisch unabhängige Haltung wahrt, ist gegen mich. Solchen Kräften geht es nicht wirklich um niedrigere Beiträge. Sie möchten Medienhäuser, die sich ihrem Zugriff entziehen, destabilisieren, wenn nicht beseitigen, wie das in der Schweiz ein Volksbegehren anstrebte. Da können ARD, ZDF und Deutschlandfunk tun und lassen, was sie wollen – die Feinde der offenen Gesellschaft und der öffentlichen Medienhäuser werden aggressiv bleiben. […]

Redaktionen schrumpfen. Und versuchen, den Verlust an Fachkompetenz und Substanz wettzumachen oder zu kaschieren, indem sie reißerischer werden. Auch Banales wird in dramatische Worte gekleidet. Das ermüdet viele Nutzerinnen und Nutzer in ohnehin ermüdenden Zeiten. Ein Teil des Publikums geht auf Abstand zum erregten Medienbetrieb, die Zahl der Nachrichtenvermeider steigt rapide. Dagegen ist das Erfolgsmodell öffentlicher Anbieter: Ruhig bleiben, journalistisch bleiben. Das mag kurzfristig Klicks kosten, mittelfristig wird das Publikum umso fester gebunden. Der Medienbetrieb meint, Aufregung sei Aufmerksamkeit. In Wahrheit mindert Aufregung die Aufmerksamkeit: Wer aufgeregt ist, der hört oder schaut einer Sendung nicht konzentriert zu, der liest ein Medium nur flüchtig. Hier eröffnet sich den Öffentlich-Rechtlichen eine Riesenchance.

Roger de Weck, epd medien, 29.11.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)