Im September präsentierte Bendiksen die Bildstudie der nordmazedonischen Kleinstadt auf dem „Visa pour l’image“, dem wichtigsten Festival für Fotojournalismus – und gab nachträglich bekannt, dass sämtliche Menschen darin von ihm am Computer geschaffene Avatare sind. Weder die Kommission des Festivals noch dessen Teilnehmer hatten dies bemerkt. …
„Sind die Technologien synthetischer Bildproduktion so gut und so einfach zu nutzen, dass jeder mithilfe von ein paar Youtube-Videos ihre Bedienung lernen und dann etwas in die Welt hinaussenden kann, das selbst professionelle Filterinstanzen passiert? ….
Mit jedem Jahr wird die Erschaffung überzeugenden synthetischen Bildmaterials leichter. Bald lässt sie sich mithilfe maschinellen Lernens automatisieren. Das gilt neben Bildern auch für Texte. Uns werden riesige Mengen davon umgeben. Wir müssen all diese Informationen sortieren und einordnen. Die Schwierigkeiten, die wir schon heute damit haben, werden sich um ein Vielfaches vergrößern. Das wird ein immenses gesellschaftliches Problem, etwa für die Funktionsweise von Demokratien. Die Frage ist: Wie werden meine Kinder sich in diesem Wust von Informationen und Fehlinformationen orientieren können? ….
Zunächst muss die digitale Quellenkunde ein Schulfach werden, das denselben Stellenwert einnimmt wie etwa die Mathematik.“
Niklas Elsenbruch, sueddeutsche.de, 20.10.2021 (online)