Zitiert: Der Unterschied zwischen politischem und literarischem Hass

Der Literaturwissenschaftler Karl-Heinz Bohrer, einst selbst so etwas wie der Rio Reiser seines Faches, hat gerade eine Studie über diese Form der Hassrede veröffentlicht, in der er zwei Formen des Hasses scharf voneinander trennt: den politischen Hass einerseits und den literarisch-imaginativen Hass andererseits. Wenn Baudelaire, Sartre, Bernhard, Goetz ihre jeweiligen Zeitgenossen mit Hass und Verachtung überhäufen, geht es nicht um Hetze, sondern um Selbstidentifizierung und Erkenntnis, um, so Bohrer, „spirituelle Vertiefung von Subjektivität aufgrund radikaler Isolation“. Oder, anders gesagt: Um die Grundbedingung für Mündigkeit und eine gelingende Republik. Auffällig ist in dem Zusammenhang, dass es in der Regel dieselben sind, die den politischen Hass streuen und den literarischen skandalisieren.

Felix Stephan, sueddeutsche.de, 03.01.2020 (online)

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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)