Weil die einzelnen Sender darin eine Chance sehen, durch eine andere Tonalität und einen anderen inhaltlichen Fokus als in den etablierten Hörspiel-Produktionen eine neue, jüngere Zielgruppe anzusprechen – die dann nicht bloß einen Podcast dieser Art findet, sondern ein größeres und in sich durchaus diverses Angebot. […]
Mit diesem inhaltlichen Fortschritt im seriellen Erzählen populärer Stoffe ist im Übrigen auch eine strukturelle Veränderung verbunden. So war es bis zuletzt unüblich bei den Öffentlich-Rechtlichen, Hörspiel-Produktionen auszulagern. Zwar wird nicht durchweg in den sendereigenen Studios aufgenommen, sondern immer wieder auch außer Haus produziert in darauf spezialisierten Studios. Neu ist, was es im Fernsehbereich schon seit jeher gibt, dass externe Kreativfirmen ins Spiel kommen und die komplette Produktion übernehmen. […]
Der Vorteil für die öffentlich-rechtlichen Auftraggeber: Die Produktionsfirmen können schneller und offenbar günstiger produzieren, wenn ästhetisch und akustisch nicht zwingend das Arthouse-Niveau verlangt wird, das im Hörspiel oft der Goldstandard ist. Auf diese Weise entwickelt sich im Genre Hörspiel gerade eine neue Dynamik, durch neue Stoffe und Erzählformate, neue Kreative und Kooperationen. Ob diese Entwicklung zulasten der Arthouse-Hörspiele geht, wird sich zeigen. Und maßgeblich auch davon abhängen, wie die ARD das geplante „Kompetenzzentrum Hörspiel“ ausgestaltet, über das im Zuge des Reformprozesses derzeit intern verhandelt wird und bis Juni Gestalt annehmen soll.
Stefan Fischer, sueddeutsche.de, 2.3.2023 (online)