Erst bei Störfällen werde offenbar, welche Kehrseite die effizienten, aber entmenschlichten Geschäftsmodelle haben. Erst dann stoße man an die Grenzen der neuen, programmierten Systeme, die so ihre Ineffizient offenbarten. Carolin Emcke beschreibt in der Süddeutschen Zeitung (06.06.2015) nicht nur, welchen Aufwand sie hatte, ihren Koffer bei einer Zwischenlandung am Flugplatz wiederzubekommen – so musste dort übernachten. Sie geht weiter:
„Solange technische Rationalisierungen funktionieren, erscheinen sie harmlos. Wer möchte opponieren gegen die Annehmlichkeiten der optimierten Lebenswelt? Wer freut sich nicht an beschleunigten Abläufen? Wem erscheinen Bankgeschäfte rund um die Uhr nicht bequem, wer atmet nicht auf, wenn leidiges Warten abgekürzt wird? Erst bei Störfällen wird die gespenstische Kehrseite des entmenschlichten Geschäftsmodells sichtbar. Erst wenn die kafkaesken Folgen des Diktats der Effizienz in einem Malheur aufscheinen, tauchen Zweifel über das auf, was uns noch mit der nächsten Entwicklungsstufe des „Internets der Dinge“ droht, das eine gleichsam sich selbst organisierende und kontrollierende Umwelt verspricht.“
Und sie zitiert Jürgen Werner („Tagesrationen“): „Kultur ist aus der Anerkenntnis gewonnen, dass das Indirekte, Verzögerte, Umwegige auf Dauer überlegen sei.“