Nun, es werden immer wieder verschiedene Zahlen genannt. Festzustellen ist, dass der Bedarf immer geringer zu werden scheint. Oder besser beschrieben: Über die Jahre hinweg glaubt man bei der ARD mit immer weniger Geld auskommen zu können.
Der frühere MDR-Intendant Udo Reiter sprach im Jahre 2008 noch davon, dass man mindestens 300 Mio. Euro brauchen würde. (Zum Vergleich: Das ERSTE hat einen Etat von über 1,6 Mrd. Euro. Der Kinderkanal liegt derzeit bei ca. 85 Mio. Euro.)
In einer Anhörung des nordrhein-westfälischen Landtages im Januar 2012 sprach Helfried Spitra (WDR) von 100 Mio. Euro: „Die Kostenschätzungen für einen Jugendkanal sind unterschiedlich. Wir hatten dazu keine ambitionierte Kostenschätzung, sondern haben gesagt: Wenn man einen solchen Kanal macht, muss man von ungefähr 100 Millionen € ausgehen. Bei einem Jugendkanal geht es ja um die Zielgruppe der 14-Jährigen aufwärts bis zu den 25-bzw. 29-Jährigen. Diese Art Programm haben wir relativ wenig im Fundus. Das heißt, die synergetischen Effekte sind sehr gering“
Dr. Susanne Pfab, die Leiterin des Büros der Gremienvorsitzendenkonferenz, betonte damals „dass man insbesondere für einen Jugendkanal etwa 90 % neues Programm bräuchte.“
Seit einiger Zeit verlautet aus der ARD, dass man auch mit 50 Mio. Euro beginnen könne, da man viele Zulieferungen, insbesondere von den Jugendhörfunkwellen nutzen könne.
Das ZDF rechnet auch mit Kosten von mindestens 50 bis 60 Millionen Euro. Allerdings sei dies die unterste Grenze, die wohl kaum einen Erfolg in der Zielgruppe garantieren würde. „Will man mit dem Angebot einen messbaren und nachhaltigen Erfolg erreichen, werden nach unseren Schätzungen noch deutlich mehr Mittel erforderlich“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut laut horizont.net.
Doch was kostet neues Programm? Ein gut gemachte Weekly liegt bei 8 bis 10 Millionen Euro. Eine Daily Soap kommt auf ca. 20 Millionen Euro. Für 30 Millionen Euro hat man also nicht einmal durchschnittlich 30 Minuten neues Programm je Tag.
Zudem weist Thomas Bellut immer wieder darauf hin, dass die angepeilte Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen wenig fern sehe sowie inhomogen und fragmentiert sei. Man bewege sich deshalb zwangsläufig in einer „Qualitätsnische mit einem eher überschaubaren quantitativen Erfolg“.
O-Töne-Dossier zum Jugendkanal bei Jörg Wagner