Überholen Netzmärkte die Fernsehmärkte?

Dies behauptet „Netzökonom“ Holger Schmidt in faz.net. Sowohl für den Zugang wie für die Werbung würde im Netz jetzt erstmals mehr Geld ausgegeben als für das Fernsehen. Zur Werbung im Netz zählt er die Suchmaschinen, die grafische Werbung, die Rubrikenmärkte und die Partnernetzwerke. Dort würde mit 4 Milliarden Euro „ebenfalls erstmals mehr als im Fernsehen ausgegeben“. Der Hauptprofiteur sei die Suchmaschine Google, auf die nach dieser Rechnung gut die Hälfte des gesamten Marktes entfällt. Die Online-Werbung wird bis 2015 durchschnittlich um 10 Prozent wachsen. Bis dahin werden die Online-Werbung ihren Anteil am gesamten Werbemarkt auf 33 Prozent ausgedehnt haben.

 

Doch stimmt das so? Der Branchendienst „Werben und Verkaufen“ berichtete laut digitalfernsehen.de zu Beginn diesen Jahres, dass die Gesamteinnahmen aus klassischer TV-Werbung im Jahr 2010 bei 11,06 Milliarden Euro lagen. Dies war eine Steigerung um 16 Prozent gegenüber 2009. Allein der Pro-Sieben-Sat-1-Vermarkter Seven One Media konnte seine Bilanz um 18 Prozent auf 4,74 Milliarden Euro verbessern. Bei der IP Deutschland wurde die Vier-Milliarden-Hürde mit 3,97 Milliarden nur knapp verfehlt.

Bei den Sendern liegt RTL mit 2,69 Milliarden Euro Werbeeinnahmen und knapp 17 Prozent plus an der Spitze. Danach folgen Pro Sieben mit 1,94 Milliarden Euro (+20 Prozent), Vox mit 0,91 Milliarden Euro (+20 Prozent), Kabel 1 mit 0,75 Milliarden Euro (+16 Prozent), RTL 2 mit 0,65 Milliarden Euro (+1 Prozent) und Super RTL mit 0,28 Millionen Euro (+8 Prozent).

Die Öffentlich-Rechtlichen legten ebenfalls zu. Die ARD kam auf gut 250 Millionen (+10 Prozent) und das ZDF erhöhte seine Einnahmen um knapp elf Prozent auf 196 Millionen Euro. Laut dem Bericht haben sich die Werbebuchungen in den diversen Zeitschienen verändert. Die teure Prime Time wurde 2009 mit 4,60 Milliarden Euro um 14 Prozent stärker gebucht. Auch in der zweitteuersten Schiene, dem Vorabend, erwirtschafteten die Sender insgesamt 13 Prozent mehr (2,67 Milliarden Euro). Auch die Day-Time wurde um 16 Prozent mehr nachgefragt und kam auf 1,56 Milliarden Euro. Insgesamt konnten sich damit alle Zeitschienen positiv entwickeln.

Dies zeigt: Das im Fernsehen realisierte Werbevolumen ist wesentlich höher als von Holger Schmidt angenommen. Auch die Wachstumsraten waren zuletzt höher als die 10%, die er fürf den Onlinebereich annimmt. Allerdings muss man berücksichtigen, dass 2010 ein besonderes Jahr war. Es folgte einem Krisenjahr.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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