„100 Jahre nach den ersten Feldfunk-Versuchen und 90 Jahre nach dem ersten Hörspiel im Äther beschäftigt sich das Festival Radio Zukunft im Zeitalter der flächendeckenden Breitband-Verkabelung mit der Zukunft des akustischen Erzählens.“ So wurde das „Radio Zukunft. Festival für Audiokunst“ angekündigt, das im März in Berlin stattfand. (Viele Beiträge zum Nachhören hier) Auf den Beitrag von Uwe Kammann zu den Hörspielproduktionen der ARD und dem Problem, die einzelnen Anstalten zu vergleichen, war ich schon hier eingegangen.
Rafik Will verwies in einem Beitrag in der Funkkorrespondenz (13-14/2013, S. 16 f.) auf den nüchtern-überzeugenden Vortrag des Medienwissenschaftlers Hans-Jürgen Krug, der sich, wie Rafik Will zusammenfasste, überzeugt zeigte, „dass sich eine Aufsplittung in vier ARD-Kulturprogramme (nach dem Windrosenmodell) durchsetzen könnte, bevor diese Art von Hörfunk dann mittelfristig vollkommen verschwindet. Das Hörspiel sei von einer Kunstform des Radios zu einer Kunstform des Kulturradios geworden und „dessen Ende ist absehbar“. Krug bezweifelte jedoch, dass das Internet seinerseits mehr sei als ein Distributionsmedium oder dass ein „Internet-Hörspiel“ gar eine eigene Ästhetik bräuchte. Damit übte er direkte Kritik am Wiederaufflammen der alten Intermedialitäts- und Intertextualitätsdebatten im Rahmen des „Radio-Zukunft“-Festivals. Denn auch wenn man Hörspielanordnungen im öffentlichen Raum installiert, deren einzelne Schnipsel man sich mit Smartphones erlaufen kann, ändert sich kaum etwas an der ursprünglichen Platzverteilung zwischen Sender und Empfänger. Wählen und variieren kann der Hörer bestenfalls die Module und deren Anordnung.“
Er stellte fest: „Hörspieldiskurse sind UKW-Diskurse“ und verwies darauf, dass es keine Vorstellung darüber gebe, „was ein Internet-, ein IP-Hörspiel sein könnte“.
Rafik Will zog folgendes Fazit des Festivals: „Vermarkten kann man auch Kulturradio kaum und es stellt sich bei den oft pessimistischen Tönen, die in Berlin angeschlagen wurden, die Frage, ob es in seiner jetzigen Form weiter existieren kann. Schrumpft es bis zum Verschwinden? Wird es in zwanzig Jahren eine zentrale öffentlich-rechtliche Hörspielredaktion geben, die einen Podcast betreut? Wird das Auto zur letzten Bastion für UKW, das dem Fahrer als Formatradio eine verlässliche Musikfarbe liefert und ihm als Radarfallenwarner hilft? Man kann wohl nichts anderes machen als abwarten.“