Neue MDR-Führung mit alten Problemen?

 

„Die Senderspitze ist neu, aber die Probleme sind die alten. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ist erneut ins Visier der Rechnungshöfe der drei beteiligten Bundesländer geraten“, berichtete gestern die DNN.

 

In der Kritik der Rechnungshöfe steht die MDR-Werbung GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Senders. „Die Vorwürfe reichen von Intransparenz über ungerechtfertigte Steuervorteile bis hin zu Gefahren für die Unabhängigkeit des Programms.“ Der 23-seitige Prüfbericht zeichne „ein Bild gravierender Missstände“, so die DNN.

Die MDR-Tochter wirbt Werbung ein und trägt mit dem Erlös zur angestrebten Refinanzierung des Vorabendprogramms in der ARD bei. Doch das gelingt offenbar nicht richtig. Die MDRW zahlte im Prüfzeitraum  „mehr als sie erlöste“. Der Grund ist für die Prüfer klar: „Dies ist insbesondere auf die hohen Programmaufwendungen zurückzuführen, insbesondere für die Erstverwertungsrechte der samstäglichen Fußball-Bundesligaspiele in der ARD“. Das ist allerdings nichts Neues.

Dass sie die hohen Kosten für Gottschalks Vorabendschiene nicht monieren, hat damit zu tun, dass der jetzt vorliegende Bericht die Jahre 2005 bis 2008 behandelt. Die angesprochenen Probleme sind also kein Ergebnis der Arbeit der aktuellen Geschäftsführung. Wenn, dann sind sie nur ein weiterer Arbeitsauftrag.

Es ist schon komisch, dass die Rechnungshöfe vom MDR fordern, bestimmte Werbeerträge (der Jahre 2005 bis 2008) zu versteuern (Bericht S. 20). Ist dies nicht Aufgabe der Finanzverwaltung? Und klärt diese Frage nicht ein Gericht, wenn es hier unterschiedliche Auffassungen gibt?

Zudem offenbaren die Rechnungshof-Prüfer auch ihre Unwissenheit in einigen Fragen. Sicher hört es sich erst einmal gut an, wenn sie in Frage stellen, ob der MDR eine eigene Werbetochter braucht. Sicher könnte man sich mit anderen zusammentun. Doch nicht immer ist die zentrale Variante die bessere – für die Region. Es ist davon auszugehen, dass dann die Vermarktung des eigenen Programms nicht befördert wird. Schon jetzt kann man bei der Telepool GmbH, an der der MDR beteiligt ist, erkennen, dass diese nicht alle im MDR-Programm schlummernden Ressourcen hebt – weil sie vor allem renditeorientiert entscheidet und so Programmvermögen brachliegt. Beim WDR und dessen WDR Mediagroup sieht dies ganz anders aus.

Leider fehlt beim MDR eine Firma, die sich gerade um eine solche Vermarktung der Inhalte der eigenen Programme kümmert. Den hiesigen Unternehmen fehlt das Kapital, um diese Märkte  allein zu erschließen.

Ein Rechnungshof, der die Wertschöpfung für die Region im Blick und die Entwicklungen im Medienbereich im Hinterkopf hätte, würde andere Forderungen stellen.

 

 

Ergänzung (31.08.20129. „Die Rechnungshöfe der Staatsvertragsländer des MDR haben nach § 35 Abs. 1 MDR-StV i. V. m. § 16c Abs. 3 RStV unter Federführung des SRH die Wirtschaftsführung der MDRWerbung GmbH (MDRW) geprüft. Sie haben die Erhebungen von Mai 2009 bis April 2010 durchgeführt. Der Entwurf der Prüfungsmitteilung wurde im Februar 2011 an den MDR und die MDRW übermittelt. Das Abschlussgespräch fand am 27.09.2011 statt. Zu der nach dem Abschlussgespräch gefertigten Prüfungsmitteilung haben MDR und MDRW am 15.02.2012 Stellung genommen. Prüfungszeitraum waren die Jahre 2005 bis 2008.“ (S. 5 des Berichts)

 

 

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)