Dokumentiert: Sportberichterstattung bei ARD und ZDF 2011

 

Angela Rühle untersuchte die Sportberichterstattung in den deutschen Fernsehsendern. Ihre Ergebnisse veröffentlichte sie in den Media Perspektiven 11/2012. Hier die aus meiner Sicht wesentlichen Aussagen ihrer 15seitigen Darstellung:

 

„Sport ist eine feste Größe im deutschen Fernsehen. Unter den zehn meistgesehenen Einzelsendungen fanden sich 2011 sieben Sportübertragungen, die bis zu 17 Millionen Zuschauer und fast 60 Prozent des gesamten Fernsehpublikums erreichten.

 

Das allgemeine Interesse an ausgewählten Sportarten ist nicht nur durch den unmittelbaren persönlichen Bezug der Ausübung, sondern auch durch andere Faktoren geprägt wird, beispielsweise dem Erfolg deutscher Sportler, einer „mobilisierenden“ Wirkung von Großereignissen, dem Eventcharakter eines Wettkampfs, aber auch der medialen Präsenz der verschiedenen Sportarten.

 

So interessierten sich junge Menschen (bis 29 J.) überproportional für Basketball, Laufen/Joggen, Volleyball, Poker, Snowboarding sowie Wind­ und Kitesurfen.

Gefragt, welche Programmelemente „besonders gerne“ oder „gerne“ gesehen werden, antwortete 2011 eine Mehrheit von 56 Prozent, dass dies auf Sportsendungen zutreffe. Sport kam damit eine mittlere Bedeutung im Vergleich zu anderen Programmsparten zu. Von 28 erfragten Programmkategorien nahmen Sportsendungen den zwölften Rangplatz ein.

Bei den 14- bis 29jährigen liegt der Sport mit 53% zum Beispiel hinter Comedy (77%) und Dokumentarfilm (64%) und nur leicht vor dem Animationsfilm (52%).

Das Erste strahlte 2011 rund 557 Stunden Sport aus, das ZDF rund 457 Stunden. Die Sportberichte machten somit 6,5 Prozent des Programmvolumens des Ersten, bzw. 5,3 Prozent des ZDF aus.

 

Im Schnitt berichteten die Dritten Programme 2011 jeweils rund 143 Stunden über Sport. Dies entsprach in etwa einem Viertel des Sportvolumens im Ersten, bzw. einem Drittel des ZDF.

Am umfangreichsten widmete sich mit rund 189 Sendestunden das MDR­Fernsehen dem Sport, der geringste Sportanteil fand sich beim SWR/SR­Fernsehen mit nur knapp 40 Sendestunden. Der Anteil des Sports am Programmangebot der Dritten Programme lag damit zwischen 0,5 Prozent (SWR) und 2,2 Prozent (MDR, hr).

(RTL widmete rund 1,5 Prozent seines Programms dem Sport, das waren 127 Stunden, bei Sat.1 betrug der Sportanteil des Programms 1,1 Prozent, was rund 91 Sendestunden entsprach. Die öffentlich­rechtlichen Hauptprogramme berichteten damit rund fünfmal so ausführlich über Sport wie RTL oder Sat.1.)

Das Erste und das ZDF berichteten jeweils über 16 verschiedene Sportkategorien. Die Dritten Programme der ARD hatten im Durchschnitt zwölf Sportsparten im Programm. Eine starke thematische Fokussierung zeigte sich bei den Privatsendern RTL und Sat.1, die lediglich über vier (Sat.1) bzw. drei (RTL) ausgewählte Sportarten berichteten.

Beim ERSTEN machte Fußball 23,8% der Sportsendezeit aus, beim ZWEITEN 17,3%.

 

Das Erste berichtete 2011 in 29 Prozent seiner Sportsendezeit über Wintersport. Davon entfielen auf Berichte von Ski­alpin­Rennen 7 Prozent der Berichterstattung, gefolgt von Ski nordisch mit einem Anteil von 6 Prozent, Skispringen und Biathlon mit je 5 Prozent und Bob/Rodeln mit 4 Prozent.

 

Dass mit Sport auch Zielgruppen erreicht werden können, die den Sender sonst eher nicht wählen würden, zeigt ein Vergleich der Zuschauerstruktur des Sportangebots mit der des Gesamtprogramms. Dabei zeigen sich unterschiedliche Tendenzen. Alle untersuchten Sender erreichten mit ihrem Sportangebot überdurchschnittlich viele Männer. Unterschiede zwischen den öffentlich­rechtlichen und den privaten Anbietern zeichneten sich aber im Hinblick auf die Altersstruktur ab. Während die öffentlich­rechtlichen Programme mit ihrem Sport programm mehr jüngere Zuschauer als im Programmdurchschnitt erreichten, ist das Sportpublikum der privaten Sender im Schnitt etwas älter als der übliche Senderschnitt.“

Angela Rühle, Media Perspektiven 11/2012

 

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