Dokumentiert: individualisierte Fernsehnutzung in Deutschland

Bärbel Peters, Kerstin Niederauer-Kopf und Matthias Eckert veröffentlichten in der Media Perspektiven 02/2012 ihre Ergebnisse zur individualisierten Fernsehnutzung. Hier die wesentlichen Aussagen:

 

 

„Die Sender haben weniger Zuschauer, diese Zuschauer sehen aber „ihre“ Programme immer länger. Diese Erkenntnis weist auf eine grundlegende Veränderung bei der Fernsehnutzung hin. Die Nutzung der Sender scheint immer individueller, aber im Gegenzug auch auf das einzelne Angebot hin intensiver zu werden.

 

 

Die tägliche Verweildauer ist in allen der Analyse zugrunde gelegten soziodemografischen Zielgruppen kontinuierlich angestiegen. Dies ist kein Trend, der sich nur in der jüngsten Vergangenheit abzeichnet, sondern eine Entwicklung, die sich – beobachtet man die Verweildauer im Fünfjahresturnus – seit 1995 vollzieht.

 

Erfolgreiche Sender zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie die Zuschauer an ihr Programm binden können. Die Bindung an das Programm drückt sich in ansteigenden Verweildauern aus. Die Verweildauer ist … ein entscheidender Faktor, der im derzeitigen Marktumfeld noch zu Gewinnen einzelner Sender führen kann.

Generell gilt: Je kürzer ein Format ist, desto höher ist die Chance, dass die Zuschauer „dranbleiben“. Diese Aussage bezieht sich auf den Grad der Ausschöpfung, welche die Verweildauer des Publikums ins Verhältnis zur Sendungslänge (also der maximal möglichen Sehdauer) setzt. Beispielsweise wird die „Tagesschau“ um 20.00 Uhr bei den Ausstrahlungen im Ersten und in den Dritten bei einer viertelstündigen Länge durchschnittlich 12 Minuten und damit 80 Prozent der Sendungslänge angesehen, was eine gute Ausschöpfung darstellt. … Bei Sendungen, die zwischen einer halben und dreiviertel Stunde andauern, beträgt die durchschnittliche Verweildauer 20 Minuten. Diese erhöht sich lediglich um 2 Minuten, wenn die Sendung zwischen 45 Minuten und einer Stunde lang ist. Bei Sendungen, die zwischen einer Stunde und 90 Minuten lang sind, beträgt die Verweildauer mit 28 Minuten nur noch ein knappes Drittel der maximalen Länge.

 

Aus programmlicher Sicht lässt sich das Zuschauerverhalten als eine Konsequenz der Planung, die den Audience Flow im Fokus hat, ableiten. So werden gerade Hauptabendstrecken thematisch oder hinsichtlich des Genres mit gleichartigen Sendungen bespielt. Beispiele sind der Seriendienstag im Ersten oder auch die Comedystrecken mehrerer Sender am Freitagabend. Auch Programmübergänge werden kleinräumig optimiert, um Zuschauer im Programm zu halten. So wird beispielsweise häufig auf lange Abspänne oder Verabschiedungen verzichtet.“

 

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