Eddy Posthuma de Boer fotografierte auf der ganzen Welt Menschen beim Zeitungslesen. Das ist mehr als das sehenswerte Protokoll einer Geste. […]
Wer sich heute noch Zeit nimmt, ein gedrucktes Exemplar zu lesen, gilt schon als entschleunigt, gar als besonders bewusst. Fast schon ein Akt der Selbstliebe oder der Liebe zum Medium, aber kaum noch ein Mittel zum alltäglichen Zweck. Auch wenn Beugeling betont, dass die Ausstellung gar nicht so nostalgisch gemeint ist, scheint die Wehmut im Raum allgegenwärtig. Die Sehnsucht nach dem Haptischen in unserer digitalen Welt und unsere Affinität zu dem Vergangenen rechtfertigen die Ausstellung über ihre künstlerische Daseinsberechtigung hinweg und machen sie so zeitgemäß. Sie ist nicht nur eine Hommage an einen Fotografen, sondern auch an die Zeitung als Kultobjekt selbst.
Sofia Paule, sueddeutsche.de, 30.09.2024 (online)
Eddy Posthuma de Boer: Zeitungsleser:innen, bis 12.01.25, Museum der Kommunikation Berlin