So titelt heute das Neue Deutschland (Online), in dem Tom Strohschneider beschreibt, „wie bei „Jauch“ die Wirklichkeit hingebogen wird, damit die deutsche Empörungsmaschine gegen Griechenland weiter wie geschmiert läuft.“
„Seit gestern Abend häufen sich die Medienanfragen zu den Vorwürfen des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis, ein in der Sendung GÜNTHER JAUCH gezeigtes Video, das ihn zeigt, sei manipuliert worden. Die Redaktion von GÜNTHER JAUCH lässt weiterhin durch mehrere Netzexperten die Echtheit dieses Videos prüfen“, teilt Simone Bartsch für die Firma i&v mit. „Noch in der Sendung gab Varoufakis an, das Video sei eine Fälschung und er habe den Mittelfinger nie gezeigt“, meldet stern.de. „Er warf der Sendung vor, „Dynamit“ in die deutsch-griechischen Beziehungen zu streuen“, so faz.net.
„Varoufakis bleibt dabei, der Film, in dem er Deutschland einen Stinkefinger zeigt, „wurde gefälscht“. Dabei spricht einiges dafür, dass die Sequenz echt ist“, heißt es bei SpOn.
Der Kameramann Alessandro del Prete beteuert, den Beitrag nicht manipuliert zu haben. „Das Video wurde nicht editiert“, schrieb er auf Anfrage via Twitter. Sein Film sei am 15. Mai 2013 in Kroatiens Hauptstadt Zagreb entstanden, wo Varoufakis an einer Konferenz teilgenommen hatte, zitiert u.a. die Berliner Zeitung die Nachrichtenagentur dpa.
„In dem betreffenden Ausschnitt ist Varoufakis bei einem Vortrag im Jahr 2013 in Zagreb zu sehen. Nach der Sendung am Sonntagabend räumte NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz auf Twitter ein, dass man in der Sendung deutlicher hätte hervorheben müssen, dass sich Varoufakis auf 2010 bezog“, so Matthias Kalle und Markus Ehrenberg im Tagesspiegel.
Wie in Günther Jauchs Talkshow die Stinkefinger-Aussage von Varoufakis verfälscht wurde, arbeitet Stefan Niggemeier in seinem Blog heraus. „Die große Tragödie ist, dass alle nur über diesen Finger reden werden“, so Michalis Pantelouris in seinem Blog. „Wenn Varoufakis mit „doctored“ aber gemeint hat, das Video wäre gefälscht, dann liegt er ebenfalls daneben. Die Jauch-Redaktion hat das Video in einen falschen Kontext gestellt: Varoufakis hat den „griechischen Default innerhalb des Euro“ nicht 2013 gefordert, als Deutschland Hilfskredite gewährt hatte, sondern 2010, als der noch möglich war. Damit wäre „die Deutschen zahlen am meisten“ nie Realität geworden und Jauchs ganze Frage hätte keinen Sinn mehr ergeben. Und Tom Strohschneider verweist im Neuen Deutschland darauf, dass Stefan Niggemeier Recht hat, wenn er darüber hinaus auf einen wichtigen Punkt verweist: dass hier nun „natürlich eine weitere schreckliche Ablenkung“ im Gange ist, „die verhindert, sich den wichtigen Fragen dieser Krise zu stellen“.
Auch die Sendung stand in der Kritik. „Varoufakis wurde offensichtlich zugeschaltet, um sich gegenüber dem Fernsehpublikum zu rechtfertigen, warum „die Griechen“ jetzt eigentlich so schlecht haushalten und immer, immer mehr Geld wollen“, so Anne Grieben in der taz. Und Anne meiritz schreibt auf SpOn: „Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis bestritt den Talk von Günther Jauch praktisch allein – auch weil seine Kontrahenten schlecht vorbereitet waren.“
Und im Tagesspiegel blicken Matthias Kalle und Markus Ehrenberg schon auf den Montagabend: „Aber weil das ja alles nicht reicht und man von manchen Dingen anscheinend nicht genug bekommt, geht es Montagabend bei Frank Plasberg um: Griechenland. Titel der Sendung: „Pleite, beleidigt und dreist – hat Griechenland dieses Image verdient?“
Die Sendung zum Nachsehen