Zitiert: Zensur in der Bundesrepublik

„Du wirst in der Bundesrepublik eine andere Art von ‚Zensur‘ kennenlernen. Die gibt es hier auch. Die ist sehr schwierig zu benennen, sehr schwierig zu orten. Man kann sie ‚freiwillige Selbstkontrolle‘ nennen. Und die findet bei vielen statt, auch bei Schriftstellern, sehr verbreitet im Bereich des Journalismus, in den Zeitungen, in den Rundfunk- und Fernsehanstalten, in den pluralistischen Gremien.

Aus Angst vor Ärger, Einspruch anderer pluralistischer Gremien, unterlässt man Dinge, die weit unter der Grenze des Möglichen, Erlaubten, auch von der Verfassung garantierten, liegen. Das hat in den letzten Jahren zugenommen. Alte Begriffe taugen da viel besser: Mangelnde Zivilcourage, ein extremes Sicherheitsbedürfnis spielen da eine große Rolle, Marktfragen.

Pressefreiheit in der Bundesrepublik, sicher, sie ist da, aber der Druck der Anzeigenkunden ist nicht zu leugnen. Und das ist ein anonymer Einspruch in den gesamten Öffentlichkeitsapparat in der Bundesrepublik, ausgenommen, was dieses betrifft, Rundfunk- und Fernsehanstalten, die Gott sei Dank Anstalten des öffentlichen Rechts sind, solange sie es noch bleiben. Es gibt ja von rechter Seite einen kräftigen Druck in diese Richtung. Ich bin sehr gespannt, wie Du darauf reagieren wirst.“

Thomas Brasch im Gespräch mit Günter Grass (SWF/SWR, Literaturmagazin, Autorin: Micaela Lämmle, 19. Februar 1977, Minute 11:52-14:24, online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)