Zitiert: Zeitungen weiterhin führend bei Lokalberichterstattung in Thüringen

Obwohl es in Thüringen weniger Tageszeitungen gibt, ist einer Studie zufolge weiterhin ein flächendeckendes Angebot an lokalen Informationen im Freistaat vorhanden. Allerdings sei es medienpolitisch dringend geboten, journalistische Alternativen zur Lokalzeitung zu fördern, sagte der Autor der Studie, der Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen von der Technischen Universität Dresden am Freitag in Erfurt. Derzeit seien die bestehenden Alternativangebote zu den Tageszeitungen nicht leistungsfähig genug.

Grundsätzlich sei die Mehrheit der Thüringer Bevölkerung stark an lokalen und regionalen Informationen interessiert, sagte Hagen. Um dieses Bedürfnis zu befriedigen, nutze sie eine breite Vielfalt an Medien. Dabei rangierten die klassischen Medien weiterhin klar vor den neuen Webangeboten. […]

Die Wissenschaftler erfassten 233 Angebote von 77 Anbietern in Thüringen. 126 Angebote stehen laut Hagen in Konkurrenz zu den Lokalzeitungen.

epd medien, 10.01.2025 (online)

 

Die guten Nachrichten zuerst: Es gibt in Thüringen bislang keine Nachrichtenwüsten. Damit sind Regionen gemeint, für die es kein Angebot von Lokal- oder Regionalzeitung mehr gibt. Und es gibt inzwischen jede Menge alternative Medienangebote, die teilweise auch erhebliche Reichweiten erzielen.

Die weniger gute Nachricht: Diese Alternativen kommen vom Umfang und der Qualität nicht in Ansätzen an die Zeitung heran. […]

Aus den Ergebnissen lassen sich eine Reihe von Empfehlungen für die Medienpolitik ableiten, die Prof. Hagen so formuliert:

  1. Mit der absehbar weiteren Abschmelzung der Lokalzeitungsangebote ist es medienpolitisch dringend geboten, Alternativen zu fördern. Dies gilt umso mehr, als die stark beschränkte Skalierbarkeit von Informationsmedien im regionalen/lokalen Bereich erfolgreiche Geschäftsmodelle erschwert. Derzeit sind die bestehenden Alternativangebote zur Tageszeitung in der Fläche insgesamt nicht leistungsfähig genug.
  2. Es sind mehr und bessere Bildungsangebote zur Medien- und Informationskompetenz zu machen, sowohl im schulischen wie im außerschulischen Bereich. Das wird erstens daran deutlich, dass zunehmend Angebote zur Information über Lokales und Regionales genutzt werden, die keinen hohen journalistischen Standards genügen oder gar auf Partikularinteressen gerichtet sind. Zweitens daran, dass die Qualität lokaler/regionaler Medien durch die große Mehrheit der Bevölkerung eher unkritisch beurteilt wird. Medienbildung dient auch dazu Bürger:innen zu einer stärkeren Beteiligung an Bürgermedien zu befähigen und zu motivieren und an einer „redaktionellen Gesellschaft“ (Pörksen) zu beteiligen, in der journalistische Fähigkeiten kein Spezialwissen mehr darstellen, sondern eine Schlüsselkompetenz für die informierte Beteiligung an politischen Debatten.
  3. Die Qualität medialer Angebote muss regelmäßig und systematisch evaluiert werden. Diese Studie liefert nur eine Momentaufnahme der Medienlandschaft, die sich sehr schnell und tiefgreifend wandelt. Der Beitrag, den Medien zur öffentlichen Meinungsbildung machen, ist aus der individuellen Perspektive ihrer Konsument*innen in vieler Hinsicht schwer zu erkennen. Oft gilt als Qualität vor allem, was die eigene Meinung bestätigt. Daher bedarf es einer regelmäßigen Qualitätsmessung nach allgemein anerkannten, empirisch prüfbaren Kriterien.

Flurfunk Dresden, 10.01.2025 (online)

 

Zusammenfassung der Ergebnisse (kurz, pdf)

 

Zusammenfassung der Ergebnisse (lang, pdf)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)