Niemand braucht heute mehr ein gedrucktes Heft oder eine Zeitung, um sich die Welt ins Wohnzimmer zu laden. Niemand braucht sie noch, um blanke Nachrichten zu erfahren. Niemand braucht heute noch Magazine und Zeitungen, um Werbung zu schalten. Die Frage: Was braucht man denn dann von einem Medienhaus?
Das Internet ist jetzt alt genug für die Feststellung, dass die Erfolgskriterien im Journalismus dort nicht weit weg sind von denen im Rest der Welt: Expertise, Intelligenz, Witz, Virtuosität, Eleganz, Exklusivität. Wertvoll sind brillant geschriebene Geschichten, die morgen interessant werden – und die gestern noch nicht auf dem Radar waren.
Vor diesem Hintergrund ist es verblüffend, dass Bertelsmann jetzt zum Beispiel 11Freunde verscherbelt, ein Magazin, das den vielen, vielen Fußballinteressierten heilig geworden war, denen das Transfer-Show-Geplapper auf Sky und die Zahlenkolonnen des Kicker nicht reichen. Geliebt bis in die reichweitenstarke Podcast-Republik hinein für erstklassige Portraits und Reportagen, aber eben auch für seine konkurrenzlos lustigen Online-Ticker während laufender Spiele. Oder Art, ein wenig die Grundausstattung für Kunstinteressierte im Land. Es gibt keine offiziellen Zahlen dazu, wie profitabel diese profilierten Redaktionen arbeiten, aber wären sie es nicht, müsste man die Gründe dafür vor allem auf der Managementebene suchen.
Laura Hertreiter, sueddeutsche.de, 8.2.2023 (online)