Günter Gaus hat in einer Zeit gesendet, in der es keine Fernbedienung gab. Und kein Bouquet von 50 frei empfangbaren Programmen. Sein Publikum war nicht in der Versuchung, während seiner Sendung parallel aufs Handy zu schauen oder im Internet zu surfen. Also, ja: ich glaube, es hat sich vor allem das Publikum in seinen Sehgewohnheiten geändert. Von den Jüngeren ganz zu schweigen. Ich habe selbst einen 16-jährigen Sohn und sehe ja, dass er nicht auf die Idee kommen würde, einen „Fernseher einzuschalten“, um zu schauen, was im Programm so läuft. Die Jüngeren schauen kurze Sachen auf dem Handy und suchen sich lange Filme oder Serien bei den Streamingdiensten. Es gibt Sendungen in der ARD, die funktionieren überhaupt nicht linear, aber sie haben extrem hohe Zugriffszahlen in der Mediathek. Dahin geht die Reise. Wir versuchen mit unserer Sendung zwei Dinge gleichzeitig bedienen: das lineare Fernsehen mit dem Massenpublikum. Und die Nutzung für kleinere, unterschiedliche Gruppen in den nicht-linearen Social-Media-Kanälen. Das halte ich für einen guten Weg, das öffentlich-rechtliche System in eine Zeit nach dem linearen Fernsehen zu übersetzen.
Sandra Maischberger, fr.de, 8.2.2023 (online)