Ich möchte die Deutsche Welle zur führenden Stimme der Freiheit aus Europa machen. Ohne Aufwüchse unseres Etats können wir aber unmöglich kompensieren, was der amerikanische Auslandsrundfunk dargestellt hat. Die United States Agency for Global Media hatte fast eine Milliarde US-Dollar zur Verfügung. Das können wir unmöglich ersetzen. Aber wir können sehr wohl, wenn wir weiter Unterstützung bekommen, in viele Lücken stoßen. Wir kooperieren noch stärker mit dem französischen Auslandsrundfunk France Médias Monde und mit der BBC, die ihrerseits stark unter Druck steht. Anfang Oktober hat mich die Präsidentin und Generaldirektorin von France Médias Monde in ihren Verwaltungsrat eingeladen, damit wir unsere gemeinsamen Projekte vorstellen. Wir wollen zum Beispiel das Büro von Radio France Internationale in Bukarest mitnutzen und möglichst einen neuen Hub insbesondere für Moldau einrichten und für Georgien. Das ist eine Region, in die die russische Propaganda und Desinformation besonders stark hineinreichen. Wir könnten gemeinsam mit den Franzosen neue Sprachprogramme auflegen, etwa für afrikanische Länder, die bislang die USA adressiert haben. Die US-Auslandssender hatten mehr als 60 Sprachen. In diese Lücke stoßen im Moment russische und chinesische Medien hinein. Wenn wir finanziell gestärkt würden, könnten wir sehr viel machen, in Belarus, Zentralasien, den baltischen Staaten und, wie gesagt, in Georgien und Moldau. […]
Wir haben als Deutsche Welle die Aufgabe, als Trusted Guide Orientierung zu geben. Und die Politik wäre gut beraten, KI und Algorithmen stärker zu regulieren, um Journalismus auf Dauer finanzierbar zu gestalten, die Sichtbarkeit zu stärken sowie Destabilisierung und Desinformationen Einhalt zu gebieten.
Barbara Massing, faz.net, 19.11.2025 (online)

