Musk wurde zu einem Autoritären, indem er den ökonomischen Libertarismus radikalisierte. Sein Wandel vom politisch Liberalen zum autoritären Agitator hat einen Hauptgrund im Verdacht einer Blockierung der meritokratischen Prinzips. Er meint, als singulärer Unternehmer in die Stolperfalle des Egalitarismus geraten zu sein.
Theodor W. Adorno notierte in seinem Aufsatz „Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda“ im Anschluss an seinen Kollegen Löwenthal: „Der Faschismus ist als Rebellion gegen die Zivilisation nicht einfach eine Wiederholung des Archaischen, sondern dessen Wiedererzeugung in der Zivilisation durch die Zivilisation selbst.“ Musks disruptive Rebellion gegen die liberale Demokratie ist indes keine barbarische Verrohung. Sie stammt aus der radikalisierten kalifornischen Ideologie, in der die Technologie die Welt verbessern und den Einzelnen befreien soll. Um die Welt zu verbessern, will Musk die sozial regulierte Demokratie destruieren. Das befreite Individuums soll verteidigt werden gegen die Interventionskraft moderner Staatlichkeit.
Wie das Verhältnis des globalen Agitators Musk zu Trump als mächtigstem Amtsträger der Welt sich entwickeln wird, ist ungewiss. Vergeblich intervenierte Musk, um den Kompromiss zwischen Republikanern und Demokraten zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit des Staates zu verhindern. Gleichzeitig legte er sich mit dem extrem rechten Teil der MAGA-Bewegung an, indem er für den Import von hoch qualifizierten Ingenieuren eintrat. Hier zeichnen sich Konfliktlinien ab zwischen den nativistischen Autoritären, die unter Trumps Führung die amerikanische Nation im Sinne weißer Vorherrschaft restaurieren wollen, und den libertären Autoritären wie Musk. Die Zeit, in der Musk nicht wählerisch sein musste bei der Auswahl der autoritären Botschaften, denen er als Sprachrohr diente, könnte begrenzt sein.
Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey, faz.net, 02.01.2025 (online)