Zitiert: Wie Donald Trump seine Medienangebote bündelt

Seit Anfang Juli kann man weltweit verfolgen, welche TV-Kanäle Donald Trump in seiner Streaming-App „Truth+“ bündelt – und wie ihm dort rund um die Uhr gehuldigt wird. Ein masochistischer Selbstversuch. […]

„Wir sind auf einer Mission, um den Angriff von Big Tech auf die freie Meinungsäußerung zu beenden. Wir öffnen das Internet und geben den Menschen ihre Stimmen zurück.“ So lautet die Selbstbeschreibung der Trump Media and Technology Group (TMTG). Anfang Juli hat der hauseigene Medien- und Techkonzern des US-Präsidenten weitere Neuigkeiten angekündigt: Neben Trumps privatem Social-Media-Megafon namens Truth Social entsteht nicht nur ein Kryptowährungsservice, sondern mit der neuen Streamingplattform Truth+ der nächste logische Baustein in einem Medienuniversum, in dem die objektive Realität längst keine Rolle mehr spielt.

Seit Kurzem ist die Truth+-App global und auf allen Endgeräten verfügbar, von Amazons Fire-TV-Plattform über Roku hin zu Android TV. Offizielle Zahlen zu Nutzern oder Downloads gibt die TMTG nicht heraus. Genau wie beim Kurznachrichten-Klon Truth Social hier wie dort wird es wohl nur ein Bruchteil der Mainstreamangebote wie Netflix oder Disney+ sein. […]

Die Menschen werden nicht mehr quasi unmündig von den undurchsichtigen Filteralgorithmen der Tech-Konzerne in unterschiedliche Milieus sortiert, sondern begeben sich stattdessen freiwillig in eine noch dichter abgeriegelte Weltanschauungsblase. Es gibt Truth Social als Twitter-Ersatz, Rumble als Youtube-Ersatz und nun eben Truth+.

Was passiert, wenn man sich dieser Berieselung uneingeschränkt hingibt? Wenn man Medien derart konsumiert, wie es Millionen von US-Bürgern ohnehin und jederzeit tun? Wie verändert es die Sicht auf die Welt? Zeit für ein Experiment.

Michael Moorstedt, sueddeutsche.de, 22.07.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)