Ich denke da gerade an eine Plakatkampagne hier bei Greifswald zur Wahl vor sechs Wochen, die die CDU wieder hervorgezaubert hatte: „Vorpommern darf nicht absaufen“, stand da drauf, zu sehen waren Philipp Amthor und andere CDU-Politiker in Gummihosen vor so einem abgesoffenen Wald, als Warner vor der Wiedervernässung.
Das ist einfach Unfug. Vorpommern wird absaufen, wenn wir die Klimakrise nicht in den Griff kriegen. Vorpommern sinkt, weil das Land entwässert ist, der Boden absackt und der Meeresspiegel ansteigt. Wenn wir die Moore wieder vernässen und dadurch die Torfschichten wieder aufbauen, gibt es zumindest eine gewisse Chance, da gegenzusteuern. In einem nassen Moor wächst der Torf etwa einen Millimeter im Jahr, und in der Anfangszeit nach Wiedervernässung wohl sogar mehr. […]
Allerdings bräuchten wir eine Kehrtwende zur bisherigen Politik, die ja nach wie vor Landwirtschaft auf trockenen Moorböden fördert. Man muss einen gesellschaftlichen Konsens finden, den ich von der Dimension her ähnlich einschätze wie den Kohleausstieg. Einen „Ausstieg aus der Moorentwässerung“ sozusagen, obwohl man da sicher noch einen schmissigeren Begriff bräuchte. Aber die Idee muss schon sein, Klimaschutz als übergeordnetes gesellschaftliches Interesse durchzusetzen, man hat ja irgendwann auch durchgesetzt, überall Autobahnen zu bauen.
Franziska Tanneberger, sueddeutsche.de, 05.11.2021 (online)