Ein Gedankenexperiment: Würde man über die Medienkrise so reden, wie man über die Coronakrise redet, dann klänge das in etwa wie folgt: „Die Inzidenz an Falschinformation pro 100.000 Einwohner*innen ist erneut auf ein Rekordhoch gestiegen. Die Kapazitäten für Faktenchecks werden knapp. Immer mehr Journalist*innen verlassen den Beruf, Grund sind Überlastung und finanziell miese Zukunftsaussichten.“
In einem solchen Paralleluniversum würden wir uns täglich vergewissern, dass wir die Informationshygieneregeln einhalten, dass wir nicht irgendjemanden an der Kitatür versehentlich mit halbgaren Gerüchten, Fake News und müden Hot Takes infizieren, die sich anschließend exponentiell verbreiten könnten. Und wir würden fordern, dass die zuständigen Behörden sofort ausgebaut, erneuert und digital auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. Koste es, was es wolle.Die „zuständigen Behörden“ wären natürlich: die Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Peter Weissenburger, taz.de, 23.01.2022 (online)